Difference between revisions of "Erholung– Was können Arbeitgeber tun?"

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(Welche Möglichkeiten zur Erholung gibt es?)
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Was ist Erholung?

Oft ist es im Arbeitsalltag stressig und es kommt zu Anspannung und innerer Unruhe. Das Gegenteil davon ist die Erholung, in der man sich ruhig und gelassen fühlt. Ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ist ganz normal, aber es muss darauf geachtet werden, dass die Erholung auch im Arbeitsalltag nicht zu kurz kommt [6,7]. Erholung kann sowohl durch geeignete Freizeitaktivitäten als auch durch gesunde Arbeitsgestaltung unterstützt werden. Sie sorgt dafür, dass Energiereserven wieder aufgefüllt werden und macht Entspannung möglich [ReA]. Es gibt viele Strategien, mehr Erholung in den Arbeitsalltag und die Organisationskultur zu integrieren. Bevor diese Strategien vorgestellt werden, wird zunächst aufgezeigt, warum dieses Thema für die Mitarbeitende und die Organisation so wichtig ist.

Warum ist es wichtig auf Erholung zu achten?

Sowohl für Mitarbeitende als auch für die Organisation ist es sinnvoll auf ein gesundes Maß an Erholung im Arbeitskontext zu achten. Wie wichtig es ist gedanklich von der Arbeit abzuschalten und immer wieder für genug Abstand und Erholung zu sorgen, zeigen verschiedene Studien. So kann ein Mangel an Erholungszeiten zu einer hohen Belastung, einem geringen Wohlbefinden, Burnout und einer geringen Lebenszufriedenheit führen [16].

Abbildung 1. Konsequenzen mangelnder Erholung in Anlehnung an [16].

Es ist also auf der einen Seite wichtig die Belastung im Arbeitskontext auf einem gesunden Level zu halten und mögliche Belastungsfaktoren zu reduzieren. Dafür sind beispielsweise Pausen und Erholungszeiten während der Arbeit wichtig. Auf der anderen Seite ist es wichtig, auch neben der Arbeit für genug Erholungszeiten zu sorgen und diese entsprechend zu nutzen. Nach Feierabend sowie am Wochenende und im Urlaub sollten Mitarbeitende die Möglichkeit haben von der Arbeit abzuschalten und sich zu erholen. Dabei können beispielsweise betriebliche Sport- und Gesundheitsangebote unterstützen. Ein Mangel an Erholung kann zu Überlastung und Überforderung beitragen und diese gegebenenfalls verstärken []. Lesen Sie hier mehr zum Thema Überforderung und was Sie dagegen tun können bzw. wie sie Ihre Mitarbeitende bei Überforderung am besten unterstützen. Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt Erholung zu fördern.

Welche Möglichkeiten zur Erholung gibt es?

Es gibt viele Möglichkeiten Erholung in den Arbeitsalltag zu integrieren. Dieser Abschnitt soll Ihnen einen Überblick geben, welche Optionen Ihnen zur Verfügung stehen. So können Sie im Nachgang überlegen, welche Maßnahmen sich am besten für Sie und Ihr Team eigenen und umsetzen lassen.

Einige der folgenden Anregungen lassen sich einfach umsetzen, wie zum Beispiel die Möglichkeit für regelmäßige Pausen. Andere lassen sich zum Beispiel im Rahmen einer übergeordneten betrieblichen Gesundheitsförderung erreichen. Es gibt bereits viele Modelle, in denen Organisationen Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben sich über Leistungen von Betriebskrankenkassen, Kooperationen mit gesetzlichen Krankenversicherungen und allgemeinen Kursangeboten weiterzubilden, sportlich zu betätigen oder zu erholen. Vielleicht bieten Sie bereits sogar einige solcher Angebote an. In jedem Fall sollen Ihnen die folgenden Punkte Anregungen bieten ein solches Programm aufzubauen oder Ihr bestehendes Programm zu erweitern.

Pausen

Abbildung 1. Tipps für effektive Pausen in Anlehnung an [1,8,9,13,16,17].

Pausen tragen wesentlich zur Erholung bei der Arbeit bei. Neben einer regulären Mittagspause zahlen sich vor allem Kurzpausen aus, das heißt regelmäßige Pausen von 5 bis 10 Minuten im halbstündlichen oder stündlichen Takt [9,17]. Sie wirken Müdigkeit vor, tragen zur Konzentrationsfähigkeit bei und verringern die Fehler- und Unfallrate sowie das Stressempfinden [3,14]. Eine Studie besagt außerdem, dass Führungskräfte sich durchschnittlich zwei Pausen pro Arbeitstag für sich wünschen [13]. Auch der Pauseninhalt ist für die Erholungsleistung zentral. So ist für eine entspannte Pause insbesondere eine gewisse gedankliche Distanz zur Arbeit hilfreich [16]. Diese Distanz kann zum Beispiel erreicht werden, indem der Arbeitsplatz für kurze Zeit verlassen wird, ein Tätigkeitswechsel stattfindet [1] oder Entspannung oder Bewegung in die Pause mit eingebaut wird [8,9,13].

Sport und Bewegung

Sport und Bewegung bieten einen guten Ausgleich zum Arbeitsalltag und schaffen eine natürliche gedankliche Distanz zu aktuellen Arbeitsaufgaben. In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde belegt, dass sportliche Aktivität dazu beiträgt Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern. Bereits eine 15-minütige "bewegte Pause" wöchentlich, in der 15 Minuten Dehnungs- und Lockerungsübungen ausgeführt werden, kann das psychische Wohlbefinden verbessern [9]. Auch direkte positive Auswirkungen auf den Körper wurden nachgewiesen, zum Beispiel senkt Sport den Blutdruck sowie den Blutzuckerspiegel, verbessert die Schlafqualität und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkältungskrankheiten. Aber auch auf unsere Stimmung und damit auf unser Entspannungslevel wirkt sich Sport positiv aus. Insbesondere Ausdauersport und Mannschaftssport fördern unsere Gesundheit, aber bereits 10 Minuten Bewegung, die unsere Atmung beschleunigt (also zum Beispiel schnelles Gehen oder Laufen), wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus [6]. Besonders gut tut uns außerdem Zeit und Bewegung in der Natur [4]. Sofern die Möglichkeit besteht bietet es sich also an Kursangebote auch draußen anzubieten und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben sich sportlich zu betätigen oder sich für Pausen ins Freie zu begeben und dort zu bewegen.

Entspannungstechniken

Es gibt eine ganze Reihe von Entspannungstechniken, die auf Arbeit oder in der Freizeit zu mehr Erholung beitragen können. Von speziellen Atemtechniken über Progressive Muskelentspannung und Autogenem Training bis Achtsamkeit ist alles dabei. Lesen Sie hier mehr zu den einzelnen Techniken. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit einzelne Entspannungstechniken in Ihr betriebliches Gesundheitsangebot einzubauen oder Sie organisieren Informationsveranstaltungen oder Expertenvorträge zu bestimmten Techniken, um Mitarbeitende zum Thema Erholung und Entspannung zu schulen.

Was Sie nun tun können

Sie haben nun eine Reihe von Maßnahmen kennengelernt, die sich eignen, um die Erholung Ihrer Mitarbeitenden zu fördern und zu unterstützen. Die folgende Checkliste gibt Ihnen nochmal einen Überblick und fasst alle Optionen zusammen. Nutzen Sie die Checkliste, um geeignete Maßnahmen für Sie und Ihr Team auszuwählen und für mehr Erholung zu sorgen. Die Auswahl und Gestaltung der Maßnahmen kann natürlich auch gemeinsam mit Ihrem Team erfolgen, z.B. auf einem Teamworkshop. Lesen Sie hier Seite "Wie gestalte ich Teamworkshops" verlinken mehr zur Gestaltung erfolgreicher Teamworkshops.

Literatur

[] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2019). Ressourcen und Anforderungen in der Arbeitswelt umfassend messen: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens (ReA). Manuskript in Vorbereitung.

[1] Baethge, A., Rigotti, T. & Roe, R. (2015). Just More of the Same, or Different? An Integrative Theoretical Framework for the Study of Cumulative Interruptions at Work. European Journal of Work and Organizational Psychology, 24, 308-323.

[2] Derra, C. (1998). Autogenes Training für zwischendurch: wie Sie Pausen und Wartezeiten für Entspannung und Streßabbau nutzen; so verbessern Sie Ihre Gesundheitsbilanz; mit unmittelbar anwendbaren Formeln für die 30 häufigsten Beschwerden. Georg Thieme Verlag.

[3] Engelmann, C., Schneider, M., Kirschbaum, C., Grote, G., Dingemann, J., Schoof, S. & Ure, B. M. (2011). Effects of intraoperative breaks on mental and somatic operator fatigue: a randomized clinical trial. Surgical Endoscopy, 25(4), 1.245-1.250.

[4] Gascon, M., Triguero-Mas, M., Martínez, D., Dadvand, P., Rojas-Rueda, D., Plasència, A., & Nieuwenhuijsen, M. J. (2016). Residential green spaces and mortality: a systematic review. Environment international, 86, 60-67.

[5] Jacobsen, E. (1993). Entspannung als Therapie. Progressive Relaxation in Theorie und Praxis. München: Pfeiffer.

[6] Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress (3., vollständig überarbeitete Auflage).

[7] Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung, 2.

[8] Kennedy, G. A. & Ball, H. (2007). Power break: A brief hypnorelaxation program to reduce work-related fatigue and improve work satisfaction, productivity, and well-being. Australian Journal of Clinical & Experimental Hypnosis, 35(1), 169-193.

[9] Kogel, M., Grund, E., Kohler, A. & Immerfall, S. (2013). Verhaltensprävention im betrieblichen Setting. Prävention und Gesundheitsförderung, 9(1), 10-15. Doi: 10.1007/s11553-013-0411-4

[10] Margraf, J., Schneider, S. (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.

[11] Michalak, J., Heidenreich, T., & Williams, J. M. G. (2012). Achtsamkeit (Vol. 48). Hogrefe Verlag.

[12] Oppolzer, A. (2006). Menschengerechte Gestaltung der Arbeit durch Erholzeiten. WSI Mitteilungen, 6, 321–326.

[13] Paridon, H., & Lazar, N. (2017). Regeneration, Erholung, Pausengestaltung-alte Rezepte für moderne Arbeitswelten?. Initiative Gesundheit und Arbeit (iga).

[14] Schneider, M. (2014). Pausen in der minimal invasiven Kinderchirurgie: Prospektiv randomisierte Studie zu den Auswirkungen auf Chirurgen und Patienten. Dissertation, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover.

[15] Schulz, J.H. (1979). Das autogene Training. Konzentrative Selbstentspannung. Stuttgart: Thieme.

[16] Sonnentag, S., & Fritz, C. (2015). Recovery from job stress: The stressor‐detachment model as an integrative framework. Journal of Organizational Behavior, 36(S1), S72-S103.

[17] Tucker, P., Folkard, S., & MacDonald, I. (2003). Rest breaks and accident risk. Lancet, 361(9358), 680.