Karriereentwicklungsmöglichkeit - Was können Arbeitgeber tun?

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Was sind eigentlich Karriereentwicklungsmöglichkeiten?

Karriereentwicklungsmöglichkeiten sind dann gegeben, wenn sich Ihre Arbeitnehmer auf der Arbeit weiterentwickeln können und ihnen vielfältige Zukunftsaussichten geboten werden. Sie haben das Gefühl, dass ihnen für gute Arbeit auch gute Perspektiven geboten werden. Außerdem haben sie die Möglichkeit sich in ihrem Fachgebiet zu spezialisieren [1]. Es ist möglich sich horizontal und vertikal weiterzuentwickeln. Eine vertikal Entwicklung beinhaltet meist einen hierarchischen Aufstieg, das heißt es werden mehr organisationale Managementaufgaben und Personalverantwortung übernommen. Eine horizontale Entwicklung hingegen bedeutet oft eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet, in dem der Mitarbeitende sich weiterbildet. Beide Entwicklungsmöglichkeiten beinhalten eine berufliche Veränderung, die in der Regel mit mehr oder weniger veränderten Aufgaben und einer Wissensaneignung einhergeht [2]. Eine vertikale Entwicklungsmöglichkeit für eine Pflegekraft wäre beispielsweise die Übernahme der Stationsleitung mit entsprechender Weiterbildung. Eine horizontale Entwicklung wäre zum Beispiel in Form einer Spezialisierung auf bestimmte Klassen von Erkrankungen (z.B. Krebs, Herzinsuffizienzen) möglich.

Warum ist es wichtig auf Karriereentwicklungsmöglichkeiten zu achten?

Die Arbeitswelt unterliegt einem stätigen Wandel und Megatrends wie die Globalisierung oder Digitalisierung beeinflussen sie ebenso wie der demografische Wandel [Bundesministerium]. Diese Veränderungen stellen auch Organisationen vor die stätige Herausforderung sich an eine dynamische Arbeitswelt anzupassen. Gut qualifizierte und gesunde Mitarbeitende sind die beste Voraussetzung mit den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt umzugehen [Ministerium für Kultus]. Karriereentwicklungsmöglichkeiten bereitzustellen bedeutet die Fähigkeiten der Mitarbeitenden weiterzuentwickeln. Ihre Kompetenzen sind sowohl für die Mitarbeitenden selber als auch für die Organisation von großer Bedeutung. Sie weiter auszubauen und zu fördern trägt aktiv zur Persönlichkeitsentwicklung bei, erweitert den Handlungsspielraum und stärkt eine wichtige Unternehmensressource: Die Mitarbeiterqualifikation [Kauffeld & Paulsen]. Studien zeigen, dass gute Karriereentwicklungsmöglichkeiten positiv mit dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden zusammenhängen. Mitarbeitende sind außerdem motivierter, arbeiten effizienter und tragen mehr zur Erreichung der Organisationsziele bei. Karriereentwicklungsmaßnahmen als Teil einer leistungsförderlichen Personalarbeit wirken sich zudem auf den finanziellen Erfolg einer Organisation aus. Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass der Anteil der Personalarbeit am finanziellen Erfolg einer Organisation bei 27% liegt [Jiang].

Wichtige Gründe für gute Karriereentwicklungsmöglichkeiten im Überblick [2]:

  • Erhöhung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Organisation, da Mitarbeitenden über die nötigen Kompetenzen verfügen
  • Erhöhung der Motivation der Mitarbeitenden
  • Die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaft wird erhöht - die Unabhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt steigt
  • Bindung der Mitarbeitenden an die Organisation, indem auf individuelle Voraussetzungen eingegangen wird
  • Sicherung und Anpassung der Qualifikationen (z.B. für Nachfolgeplanungen)

Was können Sie für die Karriereentwicklungsmöglichkeiten in Ihrer Organisation tun?

Abbildung 1. Unternehmens- und Personalentwicklungsplanung in Anlehnung an [Nerdinger]

Entwickeln Sie ein Laufbahnkonzept

Personalentwicklung umfasst z.B. Förderprogramme, Entwicklungspläne und Laufbahnkonzepte für die Mitarbeitenden. Dabei sind insbesondere Laufbahnkonzepte wichtig, um Karriereentwicklungsmöglichkeiten möglichst transparent zu machen und den Mitarbeitenden einen Überblick darüber zu geben, welche Entwicklungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen sie in der Organisation haben [Nerdinger]. Laufbahnkonzepte umfassen alle Schritte im Laufe der Karriere eines Mitarbeitenden, das heißt alle Aufstiegsmöglichkeiten und Funktionen, die er/sie im Laufe seiner/ihrer Karriere durchläuft [Arnold]. Laufbahnkonzepte und Personalentwicklungsmaßnahmen werden unter anderem aus der Unternehmensstrategie und dem Unternehmensplan abgeleitet und bauen darauf auf (Abbildung 1).

Ein Fallbeispiel für eine systematische Laufbahnplanung finden Sie hier.

Nutzen Sie Mitarbeitergespräche

In vielen Organisationen führen Führungskräfte in regelmäßigen Abständen Gespräche mit ihren Mitarbeitenden, zum Beispiel in Form von Zielvereinbarungsgesprächen, Beurteilungsgesprächen oder Entwicklungsgesprächen. Vielleicht gibt es in Ihrer Organisation bereits solch eine Form der Mitarbeitergespräche, falls nicht wäre es eine erste Maßnahme über eine Einführung nachzudenken und die Voraussetzungen dafür zu prüfen. Falls Sie bereits regelmäßig Gespräche mit Ihren Mitarbeitenden führen, ist dies eine gute Gelegenheit, um über Karriereentwicklungsmöglichkeiten aufzuklären und um abzugleichen, welche nächsten Laufbahnschritte der Mitarbeitende anstrebt und welche Sie ihm in Aussicht stellen können und ob dies vereinbar ist Quelle fehlt .

Qualifizieren Sie zielgerichtet

Jeder Mitarbeitende bringt bestimmte Fähigkeiten und Kompetenzen mit an den Arbeitsplatz, die ihn/sie befähigen, berufliche Situationen zu meistern. Eine berufliche Handlungskompetenz "umfasst alle Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissensbestände, die eine Person [...] bei der Bewältigung konkreter sowie vertauter als auch neuartiger Arbeitsaufgaben handlungs- und reaktionsfähig machen und sich in der erfolgreichen Bewältigung konkreter Arbeitsanforderungen zeigen." [Grote]. Es wird zwischen vier zentralen Handlungskompetenzen unterschieden [2,3]:

Abbildung 2. Die vier Teilgebiete der Handlungskompetenz in Anlehnung an [2,3]




















  • Fachkompetenz: Das sind die tatäschlichen Kenntnisse, die für die Aufgabe oder das Handeln im Unternehmen wichtig sind. Zum Beispiel muss ein Krankenpfleger über verschiedene Krankheitsbilder informiert sein, während eine Handwerkerin Kenntnisse über die genaue Funktionsweise und Einsatzgebiete spezifischer Werkzeuge braucht.
  • Methodenkompetenz: Hierbei geht es um die Techniken und Vorgehensweisen, die bei der Bewältigung einer Aufgabe zum Einsatz kommen. Ein Krankenpfleger muss sich zum Beispiel einen Zeitplan erstellen, wie er alle Patienten und Patientinnen auf der Station innerhalb eines gewissen Zeitrahmens versorgen kann. Eine Handwerkerin muss zeitlich ebenfalls gut organisiert sein, um alle Termine zu organisieren. Dafür ist es außerdem wichtig die einzelnen Patienten bzw. Kunden angemessen zu priorisieren.
  • Sozialkompetenz: Bei dieser Fähigkeit geht es darum, mit anderen Personen angemessen zusammenarbeiten und kommunizieren zu können. Hierzu gehören Einfühlungsvermögen und auch die Fähigkeit, mit anderen kooperieren zu können. Zum Beispiel muss der Krankenpfleger den Patienten und Patientinnen gut zuhören können und einfühlsam auf sie eingehen. Im Handwerk ist dagegen eher eine effektive Kommunikation wichtig und ein angemessener Umgang mit den Kunden.
  • Selbstkompetenz: Hierbei geht es darum, wie Menschen mit sich selbst umgeben. Es geht darum, sich selbst zu entwickeln, sich zu hinterfragen und belastbar zu sein. In der Pflege und dem Handwerk sind beispielswiese ein guter Umgang mit Stress sowie eine effektive Maßnahmenplanung hilfreich.

Beispiel: Wenn sich eine Pflegekraft im Bereich Radiologie spezialisieren möchte, dann sollte sie vor allem an Ihren Fach- und Methodenfähigkeiten arbeiten können. Sie sollte dann Fortbildungen besuchen und sich über die Geräte und Verfahren informieren können. Wenn sie eine eigene Station leiten soll, sollte sie sich hingegen vor allem auf ihre Sozialkompetenzen konzentrieren. Denn zur Leitung einer Station gehört vor allem die Verantwortung für die anderen Pflegekräfte und viel Kommunikation mit diesen.

Überlegen Sie bei jedem Mitarbeitenden: Welche konkreten Kenntnisse und Fähigkeiten sind in den vier Handlungsfähigkeitsbereichen für seine/ihre berufliche Entwicklung ausschlaggebend? Was kann er/sie schon gut und wo besteht eventuell noch Entwicklungspotential?

Weiterführende Quick Wins, Ideen und Impulse

In Gesprächen mit Mitarbeitenden, Führungskräften und Experten aus der Praxis wurden zusätzliche Ideen und Impulse gesammelt. Diese spiegeln somit persönliche Erfahrungen aus der Praxis wieder, die nicht per se wissenschaftlich gesichert sind. Gern können Sie diese Ideen und Impulse als zusätzliche Inspiration nutzen.

  • Haben Sie ein offenes Ohr für Ihre Mitarbeitenden und bieten Sie regelmäßig Personalgespräche an, in denen Sie Weiterbildungsmöglichkeiten besprechen
  • Entwickeln Sie ein Qualifizierungsprogramm
  • Stellen Sie Arbeitszeiten für bestimmte Maßnahmen zur Verfügung, sodass Ihre Mitarbeitenden für diesen Zeitraum freigestellt sind
  • Denken Sie an Ihre eigene Organisationsstrategie: Welche Qualifikationen und Kompetenzen brauchen Sie in Zukunft?
  • Besuchen Sie auch selbst Fortbildungen, um Ihren Blick für neue Entwicklungen zu schärfen
  • Achten Sie neben Karriereentwicklungsmöglichkeiten auch auf die Sinnhaftigkeit der auszuführenden Tätigkeiten - lesen Sie mehr dazu hier

Quellen

[] Arnold, J. (2002). Careers and career management. In N. Anderson, D. S. Ones, H. P. Sinangil & C. Viswesvaran (Hrsg.), Handbook of industrial, work & organizational Psychology: Organizational psychology (Bd. 2,S. 115–132). London: SAGE.

[] Bundesministerium für Bildung und Foschung (Hrsg.) (2016). Zukunft der Arbeit. Innovationen für die Arbeit von morgen. Bonn: Publikation der Bundesregierung.

[] Grote, S., Kauffeld, S., & Frieling, E. (Eds.). (2006). Kompetenzmanagement. Schäffer-Poeschel Verlag.

[] Jiang, K., Lepak, D. P., Hu, J., & Baer, J. C. (2012). How does human resource management influence organizational outcomes? A meta-analytic investigation of mediating mechanisms. Academy of Management Journal, 55, 1264–1294.

[3] Kauffeld, S. (2006). Kompetenzen messen, bewerten, entwickeln. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

[2] Kauffeld, S., & Grote, S. (2019). Personalentwicklung. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (S. 167-210). Berlin: Springer.

[] Kauffeld, S., & Paulsen, H. (2018). Kompetenzmanagement in Unternehmen: Kompetenzen beschreiben, messen, entwickeln und nutzen. Kohlhammer Verlag.

[] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg (2019). Lebenslanges Lernen. Zugriff am 16.12.2019, von https://km-bw.de/,Lde/Startseite/Kultur_Weiterbildung/Lebenslanges_lernen

[] Nerdinger, F. W., Blickle, G., Schaper, N., & Schaper, N. (2008). Arbeits-und Organisationspsychologie (Vol. 429). Heidelberg: Springer.

[1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2019): Ressourcen und Anforderungen in der Arbeitswelt umfassend messen: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens (ReA). Manuskript in Vorbereitung.