Job Demands-Resources Model

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Definition

Das Job Demands-Resources Model (JDR-Modell, Modell zum Einfluss arbeitsbedingter Anforderungen und Ressourcen) von Bakker und Demerouti ist ein Modell, dass die Entstehung von einerseits Arbeitsmotivation und Engagement bei der Arbeit, andererseits von Stress und Burnout erklärt [1]. Diese resultierenden positiven aber auch negativen Effekte beeinflussen die Arbeitszufriedenheit und Ergebnisse der Arbeit, wie z.B. die Arbeitsleistung.

Es wird zwischen zwei Faktoren unterschieden, die das Erleben von Arbeitsmotivation und Stress begünstigen: Anforderungen und Ressourcen, welche das Empfinden der Arbeit beeinflussen.

  • Hohe Arbeitsanforderungen (z.B. körperliche Belastung oder Zeitdruck), die für längere Zeit bestehen, können zu einer erhöhten Stresswahrnehmung führen.
  • Arbeitsressourcen hingegen (wie z.B. private Unterstützung oder Autonomieerleben) können die Arbeitsmotivation erhöhen und das Engagement bei der Arbeit fördern. Darüber hinaus können Ressourcen Arbeitsanforderungen "abpuffern", sodass diese als weniger stressend erlebt werden [2].

Im nebenstehenden Video wird Ihnen das Model in Form eines Screencasts anhand eines Beispiels vorgestellt.

Anforderungen und Ressourcen

Anforderungen & Ressourcen kategorisiert, © Präventa

Die wahrgenommenen Arbeitsanforderungen und unterstützenden Faktoren (Ressourcen) sind in jeder Arbeitstätigkeit personenabhängig und somit individuell unterschiedlich. So können zwei Personen die inhaltlich der selben Arbeitstätigkeit nachgehen, die Anforderungen und nutzbaren Ressourcen dieser Arbeit völlig verschieden einschätzen.

Anforderungen

Anforderungen verlangen Anstrengungen von Seiten des/der Beschäftigten [4]. Im JDR-Modell wird zwischen hindernden und herausfordernden Anforderungen unterschieden. Anforderungen führen allerdings nur dann zu Stress, wenn ihre Durchführung sehr anstrengend ist und es kaum Gelegenheit gibt, sich davon zu erholen.

  • Hindernde Anforderungen: Diese werden als negativ stressend wahrgenommen. Je langfristiger sie bestehen, desto negativer ist deren Effekt auf die Person. Sie verhindern das Erreichen eigener Ziele und auch die persönliche Weiterentwicklung wird durch sie behindert [5].
  • Herausfordernde Anforderungen: Auch diese lösen Stress aus, spornen aber kurzfristig auch zu hohen Leistungen an. Somit fördern sie die Arbeitsmotivation [4].

Bei dieser Einteilung ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Beschäftigten die Anforderungen gleich bewerten. Daher sollte hier mindestens nach Berufsgruppen unterschieden werden [6].

Ressourcen

Im Gegensatz zu Anforderungen begünstigen Ressourcen das persönliche Wachstum der Beschäftigten. Sie sind funktional für das Erreichen von Zielen und minimieren die negativen Auswirkungen der Anforderungen [4].

Folgen für Beschäftigte

Folgen für Beschäftigte

Wie aus der nebenstehenden Grafik ersichtlich wird, kann die Ausprägung der Anforderungen und Ressourcen je unterschiedlich hoch ausfallen. Auch hier ist wieder wichtig: Jede Person nimmt dies für den eigenen Arbeitsplatz, gegenüber einer anderen Person, an einem gleichenArbeitsplatz, unterschiedlich war.

Daraus erben sich, vereinfacht gesehen, vier verschiedene mögliche Folgen für Beschäfitgte:

  • Apathie: Sind sowohl Ressourcen als auch Anforderungen niedrig, kann sich eine apathische Reaktion ergeben. Die Person fühlt sich wenig motiviert und zeigt wenig Leistung.
  • Boreout: Wenn die Anforderungen gering sind, die Person jedoch hohe Ressourcen mitbringt, kann sie einen Boreout erleiden. Sie fühlt sich dann mit ihrer Arbeitsaufgabe unterfordert.
  • Burnout: Bei der Kombination von hohen Anforderungen, aber Ressourcen, die für die Bewältigung dieser Anforderungen nicht ausreichend sind, kann sich ein Burnout ergeben. Die Person ist nun überfordert.
  • Work Engagement: Sind sowohl Anforderungen als auch Ressourcen hoch, ergibt sich eine hohe Arbeitsmotivation.

Eigene Reflexion oder Reflexion für mein Team

Überlegen Sie jetzt gern noch einmal, anhand Ihrer individuellen Rückmeldung aus der Analysekomponente:

  • Welche Anforderungen sind bei Ihnen besonders hoch ausgeprägt und warum?
  • Welche Anforderungen erleben Sie eher als herausfordernd?
  • Welche eher als hindernd?
  • An welchen Stellschrauben möchten Sie als Erstes/ als Nächstes drehen?
  • Auf welche Ressourcen können Sie bauen?
  • Was hilft Ihnen bei der erfolgreichen Umsetzung Ihrer Arbeitsaufgaben?
  • Wo fehlen Ihnen vielleicht noch Ressourcen?

Analog können Führungskräfte die wichtigsten Anforderungen und relevantesten Ressourcen mit Entwicklungspotential für ihr gesamtes Team identifizieren und so Ansatzpunkte sammeln.
Wenn Sie die wichtigsten Anforderungen und Ressourcen identifiziert haben schauen Sie auf den Maßnahmenseiten nach Ihren Möglichkeiten der Umsetzung. Beantworten Sie sich dabei die folgenden Fragen:

  • Welche Anforderungen möchten Sie als Erstes/ Nächstes senken und durch welche konkreten Maßnahmen?
  • Welche Ressourcen möchten Sie als Erstes/ Nächstes stärken und durch welche konkreten Maßnahmen?

Eine konkrete Zielsetzung kann bei der Maßnahmenumsetzung sehr bedeutend sein. Nutzen Sie daher immer smarte Ziele, welche Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert sind. Weitere Informationen zur Generierung und Erreichung smarter Ziele bekommen Sie hier.


Vertiefung für Interessierte: Wissenschaftliche Befunde

Sie möchten genauer wissen, was in Studien belegt wurde? Vielleicht brauchen Sie auch Argumente, damit Sie Zeit in die Förderung von Ressourcen stecken können? Das Forschungsfeld ist hier insgesamt sehr vielfältig – für einen Überblick haben wir Ihnen daher im Folgenden zentrale Befunde aus verschiedenen Studien zum JDR-Modell zusammengefasst [10].

Übergreifende Befunde [z.B. 10,11,12]:

In zahlreichen Studien wurden folgende zusammenhänge aus dem JDR-Modell bestätigt:

  • Arbeitsanforderungen und -ressourcen beeinflussen das Wohlbefinden
  • dauerhafte hohe Arbeitsanforderungen: Gesundheitsverschlechternder Prozess, Zusammenhang mit chronischer Erschöpfung, körperliche Erkrankungen
  • Arbeitsressourcen: motivieren, Arbeitsengagement
  • Arbeitsressourcen können negative Folgen von Arbeitsanforderungen abpuffern (Puffereffekt)
  • Persönliche Ressourcen (z.B. Optimismus, Selbstwirksamkeit) haben eine ähnliche Bedeutung wie Arbeitsressourcen und ermöglichen ebenfalls einen verbesserten Umgang mit Anforderungen
  • Motivation wirkt positiv auf Leistung, Belastung wirkt negativ auf Leistung

Gewinn- und Verlustkreisläufe

Verlustkreisläufe (lost cycles) in der JD-R-Theorie [z.B. 14,15]:

  • gestresste Arbeitnehmende beeinflussen ihre Arbeitsumgebung negativ, Verlustkreislauf startet also mit Arbeitsanforderungen und Belastungen
  • Personen mit weniger Ressourcen sind anfällig noch mehr Ressourcen zu verlieren. Dadurch entstehen Verlustspiralen, weil keine Ressourcen verfügbar sind, die investiert werden könnten, um neue Ressourcen zu bilden

Gewinnkreisläufe (gain cycles) [z.B. 16,17,18]:

  • engagierte Arbeitnehmende beeinflussen ihre Arbeitsumgebung positiv = Gewinnkreislauf aus Arbeitsressourcen und Arbeitsengagement
  • Engagierte Arbeitnehmende sind motiviert, engagiert zu bleiben und suchen nach Herausforderungen und Ressourcen (= Job Crafting)
Ebenen der arbeitsbezogenen Ressourcen Abb. 1

Vier Ebenen der arbeitsbezogenen Ressourcen:

  • Arbeitsbezogene Ressourcen stehen auf den vier Ebenen der arbeitsbezogenen Ressourcen (Ebene des Individuums, der Gruppe, der Führung und der Organisation) im Zusammenhang sowohl zum Wohlbefinden als auch zur Leistung im Arbeitskontext [11]. Interventionen sollten daher auf allen Ebenen eingeleitet werden um Ressourcen zu bilden und zu stärken.
    • Beispeilsweise kann auf Gruppenebene soziales Kapital (Beeinflussung bezüglich Arbeitsengagement und -Leistung) gebildet werden, durch Stärkung der Unterstützung durch Kollegen
    • Auf organisationaler Ebene kann die Autonomie aller unterstützt werden, beispielsweise durch Mitarbeitende, die im Problemlösen versiert sind. Dies wirkt sich dann gleichzeitig auf individueller Ebene bei weiteren Mitarbeitenden aus.
    • Führungskräfte sollten zudem über Kenntnisse der transformationalen Führung verfügen (Ebene der Führungskräfte).

Interaktionen der Ebenen:

  • HR practices (wie Entwicklungsmöglichkeiten, Jobsicherheit, Flexible Arbeitszeiten, familienunterstützende organisationale Maßnahmen) können helfen, fehlende Ressourcen zu kompensieren. Wenn diese allerdings nicht mit einer Erhöhung der Autonomie verbunden sind, kann das ungewünschte Effekte auf Anforderungen und Wohlbefinden haben.
  • Organisationen können Depressionen, Erschöpfung vermeiden und Engagement fördern, indem ein System zum Gesundheitsschutz und Sicherheit entwickelt wird, das eine positive, fördernde Arbeitsumgebung signalisiert.

Literatur

[1] Demerouti, E., Bakker, A. B., Nachreiner, F., & Schaufeli, W. B. (2001). The job demands-resources model of burnout. Journal of Applied Psychology, 86(3), 499-512.
[2] Crawford, E. R., LePine, J. A., & Rich, B. L. (2010). Linking job demands and resources to employee engagement and burnout: A theoretical extension and meta-analytic test. The Journal of Applied Psychology , 95(5), 834-848
[3] Bakker, A.B., & Demerouti, E. (2007). The Job Demands-Resources model: state of the art. Journal of Managerial Psychology, 22(3), 309–328.
[4] Demerouti, E. & Cropanzano, R. (2010). From thought to action: Employee work engagement and job performance. In A.B. Bakker, M. P. Leiter (Eds.) Work Engagement: A Handbook of Essential Theory and Research (p. 153). East Sussex: Psychology Press.
[5] Kauffeld, S., Ochmann, A. & Hoppe, D. (2019). Arbeit und Gesundheit. In Kauffeld, S. (Hrsg.) Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (S. 317-319). Berlin: Springer.
[6] Webster, J.R., Beehr, T.A., & Love, K. (2011). Extending the challenge-hindrance model of occupational stress: The role of appraisal. Journal of Vocational Behaviour , 79(2), 505-516.
[7] Nahrgang, J.D., Morgeson, F.P., & Hofmann, D.A. (2011). Safety at work: a metaanalytic investigation of the link between job demands, job resources, burnout, engagement, and safety outcomes. The Journal of applied psychology , 96(1), 71-94.
[8] Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2014). Job demands–resources theory. Wellbeing: A complete reference guide, 1-28.
[9] Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2017). Job demands–resources theory: taking stock and looking forward. Journal of occupational health psychology, 22(3), 273.
[10] Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2018). Multiple levels in job demands-resources theory: Implications for employee well-being and performance. Handbook of well-being.
[11] Nielsen, K., Nielsen, M. B., Ogbonnaya, C., Känsälä, M., Saari, E., & Isaksson, K. (2017). Workplace resources to improve both employee well-being and performance: A systematic review and meta-analysis. Work & Stress, 31(2), 101-120.
[12] Aronsson, G., Theorell, T., Grape, T., Hammarström, A., Hogstedt, C., Marteinsdottir, I., ... & Hall, C. (2017). A systematic review including meta-analysis of work environment and burnout symptoms. BMC public health, 17(1), 264.
[13] Lesener, T., Gusy, B., & Wolter, C. (2018). The job demands-resources model: A meta-analytic review of longitudinal studies. Work & Stress, 1–28. doi:10.1080/02678373.2018.1529065
[14] ten Brummelhuis, L. L., Ter Hoeven, C. L., Bakker, A. B., & Peper, B. (2011). Breaking through the loss cycle of burnout: The role of motivation. Journal of Occupational and Organizational Psychology, 84(2), 268-287.
[15] Frins, W., van Ruysseveldt, J., van Dam, K., & van den Bossche, S. N. (2016). Older employees’ desired retirement age: a JD-R perspective. Journal of Managerial Psychology, 31(1), 34-49.
[16] Hakanen, J. J., Perhoniemi, R., & Toppinen-Tanner, S. (2008). Positive gain spirals at work: From job resources to work engagement, personal initiative and work-unit innovativeness. Journal of vocational behavior, 73(1), 78-91.
[17] Reis, D., Hoppe, A., & Schröder, A. (2015). Reciprocal relationships between resources, work and study engagement, and mental health: Evidence for gain cycles. European Journal of Work and Organizational Psychology, 24(1), 59-75.
[18] Weigl, M., Hornung, S., Parker, S. K., Petru, R., Glaser, J., & Angerer, P. (2010). Work engagement accumulation of task, social, personal resources: A three-wave structural equation model. Journal of Vocational Behavior, 77(1), 140-153.