Arbeitsplatzsicherheit-Was können Arbeitgeber tun?

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Was ist Arbeitsplatzsicherheit?

Arbeitsplatzsicherheit bedeutet, dass Ihre Mitarbeitenden sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. Die Mitarbeitenden vertrauen darauf, dass sie bis zu ihrer Rente in der Organisation arbeiten können (wenn sie das möchten) und es immer einen Platz für sie geben wird. Diese Sicherheit besteht auch wenn sich die Organisation verändern sollte.[1]

Es kann zwischen vier Arten der Arbeitsplatzsicherheit unterschieden werden [5]:

  • Formale Sicherheit: Unter formaler Sicherheit wird der gesetzlich, tariflich oder vertraglich geregelte Kündigungsschutz verstanden.
  • Materielle Sicherheit: Bei der materiellen Sicherheit spielen u.a. die Länge der Kündigungsfristen und eventuell vereinbarte Abfindungszahlungen, Versicherungsschutz und Altersversorgung eine Rolle.
  • Inhaltliche Sicherheit: Inhaltliche Sicherheit ergibt sich aus der Bedeutung und Verzichtbarkeit der Aufgabenstellung für die Organisation und den Qualifikationen und Leistungen der Mitarbeitenden.
  • Sicherheit durch Vertrauen: Damit Sicherheit durch Vertrauen entsteht, ist eine feste und verlässliche Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft notwendig.

Warum ist es wichtig, auf Arbeitsplatzsicherheit zu achten?

Nach der Maslow´schen Bedürfnishierarchie ist Sicherheit ein wichtiges Bedürfnis des Menschen. Diese umfasst neben zum Beispiel körperlicher oder seelischer Sicherheit auch die Arbeitsplatzsicherheit.

Arbeitsplatz(un)sicherheit wirkt sich vielfältig aus - sowohl für Mitarbeitende als auch die Organisation. Die potentiellen Folgen von Arbeitsplatzunsicherheit können in vier verschiedene Hauptkategorien eingeteilt werden. Zum Einen unterscheidet man kurzfristige und langfristige Folgen von Arbeitsplatzunsicherheit, zum Anderen Folgen für Mitarbeitende und für die Organisation [4].

  • Kurzfristige Folgen für Mitarbeitende:
    Je größer die Arbeitsplatzunsicherheit, desto geringer ist die Arbeitszufriedenheit. Arbeitsplatzunsicherheit steht auch moderat mit dem Arbeitsengagement von Mitarbeitenden in Beziehung. Das heißt wenn der Arbeitsplatz sicher ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich Mitarbeitende auch für die Organisation engagieren.
  • Langfristige Folgen für Mitarbeitende:
    Arbeitsplatz(un)sicherheit hat Folgen für die Gesundheit. Das gilt vor allem für die psychische Gesundheit. Der Einfluss von Arbeitsplatzunsicherheit auf die körperliche Gesundheit ist vorhanden - aber weniger stark.
  • Kurzfristige Folgen für die Organisation:
    Arbeitsplatzunsicherheit hängt moderat mit dem Engagement für die Organisation zusammen. Das heißt, dass sich Mitarbeitende deren Arbeitsplatz unsicher ist, weniger (wahrscheinlich) für die Organisation engagieren bzw. sich ihr weniger verpflichtet fühlen. Zudem gilt: je größer die Arbeitsplatzunsicherheit, desto geringer ist das Vertrauen in die Organisation.
  • Langfristige Folgen für die Organisation:
    Die Beziehung zwischen Arbeitsplatzunsicherheit und Arbeitsverhalten ist komplex und es gibt (noch) keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Die Kündigungsabsicht hängt aber moderat mit Arbeitsplatzunsicherheit zusammen.


Was können Sie tun, um die Arbeitsplatzsicherheit zu erhöhen?

Mit folgenden Maßnahmen können Sie die Arbeitsplatzsicherheit Ihrer Mitarbeitenden erhöhen.

Stärkung der formalen Arbeitsplatzsicherheit

  • Wenn es in Ihrem Unternehmen möglich ist, vermeiden Sie befristete Arbeitsverträge. Je näher das Befristungsdatum rückt, desto mehr sorgen sich Mitarbeitende, ob ihre Arbeitsplätze auch weiterhin sicher sind. Dies kann sich negativ auf die Motivation und Leistung auswirken.[5]
  • Teilen Sie Mitarbeitenden mit befristeten Arbeitsverträgen rechtzeitig mit, ob ihre Verträge verlängert werden.[5]

Stärkung der materiellen Arbeitsplatzsicherheit

  • Auf der Seite finanzielle Absicherung werden Möglichkeiten beschrieben, wie Sie als Führungskraft auf finanzielle Sorgen Ihrer Mitarbeitenden reagieren können. Dort finden Sie Handouts, die Ihnen helfen Gründe für finanzielle Sorgen herauszufinden und ein fürsorgliches Gespräch zu führen. Denn manchmal hilft es schon, wenn sich Mitarbeitende ernst genommen fühlen und wissen, dass sie mit ihrer Führungskraft vertrauensvoll über finanzielle Sorgen sprechen können. Finden sie gemeinsam heraus, ob es Lösungsmöglichkeiten gibt und wie diese umgesetzt werden können.
    Auf der Seite finden Sie ebenfalls Hinweise zur Hilfe im Notfall.


Stärkung der inhaltlichen Arbeitsplatzsicherheit

  • Mitarbeitende erhalten Aufgaben, die mit einer Perspektive verbunden sind, sowie Beratung zu ihren Entwicklungsmöglichkeiten in der Organisation (zum Beispiel, welche Weiterbildungen geeignet sind). Dies ist vor allem dann wichtig, wenn absehbar ist, dass eine Stelle zukünftig wegfallen oder sich stark verändern könnte. Mit geeigneten Personalentwickungsmaßnahmen erhalten Sie die Beschäftigungsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden. [5]
    Auf der Seite Karriereentwicklungsmöglichkeiten erfahren Sie mehr darüber, was Sie für die Karrierentwicklungsmöglichkeiten in Ihrer Organisation konkret tun können.
  • Treffen Sie Zielvereinbarungen. Mitarbeitende erhalten damit Sicherheit, dass sie an den richtigen Zielen arbeiten und auch zukünftig in den Plänen Ihres Unternehmens bedacht zu werden. [5]
    Zur Planung von Personalentwicklungsmaßnahmen, Zielentwicklung und Zielvereinbarung können Sie das vertiefende Handout mit einer Muster-Zielvereinbarung gerne ausdrucken und verwenden.



Stärkung der Sicherheit durch Vertrauen

  • Versprechen Sie nur Dinge, die Sie auch einhalten können, sonst können Zweifel an Ihrer Zuverlässigkeit, Kompetenz oder Ehrlichkeit aufkommen. [5]
    Informieren Sie Ihre Mitarbeitenden offen, rechtzeitig und freiwillig. So haben Ihre Mitarbeitenden das Gefühl, best- und frühestmöglich informiert zu sein. Dies ist nicht immer einfach, vor allem, wenn es um unangenehme Informationen geht. Lesen Sie hierzu auch Transparenz.

Literatur

[1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2019): Ressourcen und Anforderungen in der Arbeitswelt umfassend messen: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens (ReA). Manuskript in Vorbereitung.
[2] Maslow, A. H. (1954). Motivation and Personality. New York: Harper & Row.
[3]Kauffeld, S. (Hrsg.). (2019). Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (Springer-Lehrbuch). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
[4] Sverke, M., Hellgren, J., & Näswall, K. (2002). No Security: A Meta-Analysis and Review of Job Insecurity and Its Consequences. Journal of Occupational Health Psychology, 7(3), 242-264.
[5] Albs, N. (2005). Wie man Mitarbeiter motiviert. Motivation und Motivationsförderung im Führungsalltag. Berlin: Cornelsen.