Körperliche Belastung - Was können Arbeitgeber tun?

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Was bedeutet körperliche Belastung am Arbeitsplatz?

Körperliche Belastung am Arbeitsplatz ist eine negative Form der Belastung des Körpers beim Arbeiten. Diese kann zum Beispiel dadurch zustande kommen, dass viele Lasten getragen werden müssen oder der Großteil der Arbeit im Stehen verrichtet wird. Insgesamt lassen sich am Arbeitsplatz folgende physische Belastungen unterscheiden:

  • Heben, Halten und Tragen von Lasten
  • Ziehen und Schieben von Lasten
  • Sich wiederholende mit der Hand ausgeführte Tätigkeiten
  • Arbeiten in Zwangshaltung
  • Arbeiten mit hohen Kraftanforderungen
  • Arbeiten mit hohen Bewegungsanforderungen (mit und ohne Last)
  • Tätigkeiten unter Einwirkung von Vibrationen

Körperliche Belastung am Arbeitsplatz stellen einen gesundheitlichen Risikofaktor dar, wenn die körperlichen Arbeiten die individuelle Leistungsfähigkeit übersteigen. [Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin] Die daraus resultierenden Beschwerden können unterschiedliche Körperregionen betreffen: Rücken, Nacken, Schulter, Knie, Fuß oder Hände. Dabei sind Rückenschmerzen die am häufigsten auftretenden Beschwerden. [Friedberg & Pesiicka]

Neben Überforderungen, die durch körperliche Belastungen hervorgerufen werden, können sich aber auch körperliche Unterforderungen sowie einseitige Belastungen negativ auf die Gesundheit auswirken. Von Unterforderung spricht man, wenn Ihre Mitarbeiter kaum oder keine körperlichen Tätigkeiten verrichten müssen und es dadurch zu einem Bewegungsmangel am Arbeitsplatz kommt. Ziel ist es, sowohl Überforderungen als auch Unterforderungen zu vermeiden und einseitigen Belastungen und sich negativ auswirkenden körperlichen Belastungen (s.o.) vorzubeugen. Letzteres wird vor allem dadurch erreicht, indem Sie die optimale individuelle Passung zwischen Arbeitsbelastung und der körperlichen Belastbarkeit Ihres jeweiligen Mitarbeiters finden. [Luick]

Schmerzempfinden sinkt bei Stress

Ist man viel Stress ausgesetzt, führt das dazu, dass im Gehirn vermehrt Stresshormone freigesetzt werden und der Körper sich in einem Stress-Modus befindet. Das wiederum hat zur Folge, dass körperliche Empfindungen wie Schmerzen oder Verspannungen stark geschwächt oder sogar komplett unterdrückt werden. Obwohl der Körper gerade Warnsignale sendet, dass Sie man die eigene individuelle Belastbarkeit überschreitet oder man den Körper falsch oder einseitig belasten, wird dies nicht mehr wahrgenommen, weil durch den Stress das Schmerzempfinden erheblich beeinträchtigt wird. Somit stellt Stress eine große Gefahr dar, Schmerzen nicht wahrzunehmen. [4]

Diese Umstände können die körperliche Belastung Ihrer Mitarbeitenden erheblich verschlechtern und das Muskel-Skelett-System und die Gesundheit negativ beeinflussen. Achten Sie also darauf, so viele Stressfaktoren wie möglich Ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren. Sowohl Zeitdruck als auch Leistungsdruck wirken sich negativ auf körperliche Belastung und die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden aus.


Warum ist es wichtig, auf körperliche Belastung zu achten?

Je nachdem, welche körperliche Arbeit verrichtet wird, hat das auch unterschiedliche Belastungen des Körpers zur Folge. Jede Belastung beansprucht den Körper auf eine andere Art und Weise. Ist die Arbeit zu schwer oder der Körper kann sich nicht ausreichend erholen, kann es zu einer Schädigung kommen. [Luick] Die Arten von körperlicher Belastung am Arbeitsplatz lassen sich in vier unterschiedliche Kategorien unterteilen: Gewicht mit dem eigenen Körper bewegen (=manuelle Lastenhandhabung), über längeren Zeitraum eine starre Körperhaltung einnehmen (=Arbeit in erzwungenen Körperhaltungen), Tätigkeiten, die einen hohen Kraftaufwand erfordern oder Sie dabei erheblichen Kräften ausgesetzt sind (=Arbeiten mit erhöhter Kraftanstrengung und/oder Krafteinwirkung) sowie Arbeitsausführungen, die mit großen Krafteinwirkungen verbunden sind oder in einer unbequemen Position ausgeführt werden, und sich wiederholen (=sich wiederholende Tätigkeiten mit hohen Handhabungsfrequenzen). Welche Tätigkeiten welchem Belastungsbereich zuzuordnen sind, können Sie dem nebenstehenden Schaubild entnehmen. [Luick]

Formen körperlicher Belastung, in Anlehnung an Luick (2014)


Das Muskel-Skelett-System Ihrer Mitarbeitenden kann stark geschädigt werden, wenn die hier genannten Belastungen sehr häufig, in hoher Intensität oder über einen längeren Zeitraum auftreten und dabei Fehlhaltungen eingenommen werden. Gesundheitliche Folgeschäden können kurzfristig in Form von schmerzhaften Schädigungen wie einer Muskelzerrung, einer Blockade eines Wirbelgelenks oder Ermüdungserscheinungen auftreten und das Verletzungsrisiko ist deutlich erhöht, während andauernde Fehlbelastungen Dauerschäden, chronische Schmerzen oder den Zerfall bzw. die Rückbildung von Gelenken, Muskeln, Sehnen oder peripheren Nerven nach sich ziehen können. [Luick]

Langfristige Folgen: Arthrose, © Präventa, [Schwarz; Luick]

Diese Schäden beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit Ihrer Mitarbeiter. Kein Wunder, dass Muskel- und Skeletterkrankungen die häufigste Ursache für Krankheitstage im Jahr 2018 gewesen sind. [BAuA, 2018] Vor allem für Sie als Arbeitgeber können dadurch finanzielle Nachteile oder sogar wirtschaftliche Schäden entstehen.

Um die Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeiter aufrechtzuerhalten und um finanziellen Einbußen Ihrer Organisation vorzubeugen, sollten Sie auf die körperliche Belastung Ihrer Mitarbeiter achten und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen anwenden. Überlegen Sie am besten gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern, welche Maßnahmen helfen könnten.

Kreislauf: Chronische Schmerzen, © Präventa

Oft kann es durch vorliegende Schmerzen dazu kommen, dass man bestimmte Schonhaltungen einnimmt. Auf den ersten Blick erscheinen diese positiv, aber führen meist dazu, dass sich die Schmerzen verschlimmern. Hier ist es wichtig, diesen negativen Kreislauf zu unterbrechen. (siehe Schaubild)

Maßnahmen, die Sie einsetzen können, um die Anforderungen Ihrer Mitarbeiter abzufangen

© Pixabay

Die durch körperliche Belastung verursachten Beschwerden betreffen dabei vor allem den Rücken-, Nacken- und Schulterbereich, weshalb in den folgenden Maßnahmen der Fokus auf diese Körperregionen gelegt wird. [7] Sollten Ihre Mitarbeitenden aufgrund der Tätigkeiten an der Arbeit unter Schmerzen in den Knien, an den Händen oder Füßen leiden, finden Sie hier ein paar Anregungen.

Erfassung der körperlichen Belastung

Wenn Sie noch genauer herausfinden wollen, unter welchen körperlichen Belastungen Ihre Mitarbeitenden leiden und wie ausgeprägt diese sind, kann es ratsam sein, weitere Erhebungsmethoden einzusetzen.

Handout zu Fragebögen, © Präventa

Zur Erfassung körperlicher Beschwerden am Arbeitsplatz könnten Sie bspw. zwei weitere Fragebögen verwenden. „SLESINA“ erfasst das subjektiv wahrgenommenes Belastungsempfinden am Arbeitsplatz, während der „KUORINKA“ darauf abzielt, objektiv die physische Belastung und die entsprechenden Symptome zu quantifizieren. Falls Ihnen diese Fragebögen hilfreich erscheinen oder Sie die ausgefüllten Belastungsbögen als Grundlage für eine Erfassung der körperlichen Belastung und Beschwerden Ihrer Mitarbeitenden nutzen möchten, finden Sie weitere Informationen dazu in diesem Handout.

Genaue Analyse der körperlichen Belastung: Belastungsprofilanalyse

Bei der Belastungsprofilanalyse handelt es sich um eine Methode, mit der mit Hilfe eines speziellen Erhebungsbogens die körperliche Belastung und Beanspruchung am Arbeitsplatz erfasst und anschließend analysiert wird. Auf Grundlage dieser erhobenen Daten sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden unter dem Gesichtspunkt körperlicher Belastung fördern und schützen. Außerdem können anhand der Belastungsanalyse Präventionen gegen gesundheitsschädliche Faktoren eingeleitet werden. [Albert & Härtig]

Unter diesem Link finden Sie verschiedene „Leitmerkmalmethoden (LMM) zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen“ (BAuA, 2019). Für jeden Bereich finden Sie neben dem Formblatt (das der Belastungsprofilanalyse selbst entspricht) auch noch den beschriebenen Anwendungsbereich der LMM sowie eine Handlungsanleitung für die eingesetzte Erhebungsmethode. [BAuA Nr.2]

Dabei stehen Ihnen die „Leitmerkmalmethoden zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen“ (BAuA, 2014) zu allen oben bereits beschriebenen körperlichen Belastungsarten zur Verfügung.

Wenn Sie Arbeitgeber im Bereich der Pflege sind, nutzen Sie die folgende Belastungsprofilanalyse.

Wie können Sie als Arbeitgeber die Belastungsprofilanalyse einführen? Verdeutlichen Sie Ihren Mitarbeitenden, dass Ihnen deren Gesundheit wichtig ist und erläutern Sie, weshalb die Belastungsanalyse notwendig und sinnvoll ist und führen Sie diese anschließend gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden durch. Leiten Sie dann, erforderliche präventive Maßnahmen ein, um die körperliche Belastung Ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren und gesundheitsfördernde Faktoren zu fördern.

Suchen Sie das Gespräch

Zeigen die Ergebnisse der Fragebögen oder der Belastungsprofilanalyse, dass manche Mitarbeitende oder jemand spezielles eine starke körperliche Belastung durch die Arbeit verspürt, können Sie als eine Maßnahme das Gespräch mit der betreffenden Person suchen. Erkundigen Sie sich nochmals genau bei der Person und versuchen Sie sich ein möglichst genaues Bild von der Sachlage zu machen, um so die bestmögliche Lösung zu finden. Beziehen Sie die Person in die Lösungsfindung mit ein und lassen Sie sich von Vorschlägen inspirieren. Möglicherweise kann die körperliche Belastung schon dadurch reduziert werden, dass der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin Arbeiten mit zu schweren Lasten nicht mehr ausführt und sich im wahrsten Sinne des Wortes leichteren Aufgaben zuwendet. Sie könnten bspw. aber auch dabei helfen, ein entsprechendes Seminar oder einen Präventionskurs zu finden.


Ergonomie

Ergonomie beschreibt die optimale Passung zwischen dem Arbeitsplatz und dem Arbeitnehmer. Dabei steht die Gesundheit des Arbeitnehmers im Vordergrund. Zum Bereich der Ergonomie gehören die Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsinhalte, angemessene Arbeitsbedingungen sowie relevante Umwelteinflüsse am Arbeitsplatz. [Fichtel] Wenn Sie die Ergonomie am Arbeitsplatz fördern, beugt das gesundheitlichen Schäden, die auf Grund körperlicher Belastung oder Fehlhaltungen entstehen können, vor. Das kommt nicht nur der Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zugute, sondern auch deren Leistungsfähigkeit und das wirkt sich wiederum positiv auf die Wirtschaftlichkeit Ihrer Organisation aus. [Rechtsanwälte Kotz]

Körperlicher Belastung am Arbeitsplatz liegt meist eine einseitige Belastung und/oder ein fehlender Ausgleich zu den sitzenden oder stehenden Tätigkeiten zugrunde. Hier können Sie bereits mit Ihrem Führungsstil schon Belastungen verhindern: Schaffen Sie ein ergonomisches Arbeiten – egal ob beim Heben, Tragen oder Sitzen.

Im Folgenden finden Sie Maßnahmen für bestimmte Tätigkeiten und wie Sie diese ergonomischer gestalten können. Weisen Sie Ihre Mitarbeit während der Arbeit auf die richtige Ausführung der Tätigkeiten hin und zeigen Sie es Ihnen ggf. richtig. Sind Sie sich bereits im Voraus schon darüber bewusst, dass Mitarbeitende Ihren Körper falsch belasten, sprechen Sie diese direkt an und verweisen Sie sie auf die richtige Handhabung.

Exkurs: Rückenschmerzen, © Pixabay

Vor allem das langjährige Heben oder Tragen von Lasten oder das Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen kann Rückenschmerzen verursachen. [Raspe] In den meisten Fällen resultieren diese aus der Abnutzung der Bandscheiben. Das hat zur Folge, dass sich der Abstand zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule verringert, was wiederum die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigt. Die Rückenmuskulatur versucht durch vermehrte Anspannung diese Instabilität auszugleichen, was letztendlich zu Rückenschmerzen führt. [Friedberg & Pesiicka]

Die ideale Rückenhaltung zeichnet sich durch eine aufrechte Haltung, eine gerade Kopfhaltung und gleichmäßige Belastung der Wirbelkörper und Bandscheiben aus. [Raspe]


Richtig Heben

Tipps für die Lastenhandhabung, © Präventa

Wenn Sie eine gesunde Hebetechnik anwenden, werden dadurch Fehlbelastungen der Wirbelsäule verhindert und daraus möglicherweise resultierende Schmerzen oder gesundheitliche Schäden.

  • Füße neben die Last stellen
  • gehen Sie langsam in die Knie, aber beachten Sie, dabei dass der Winkel zwischen Ihrem Ober- und Unterschenkel nicht kleiner als 90° wird
  • Achten Sie auf einen geraden Rücken!
  • Heben Sie die Last langsam an, während Sie Ihren Rücken dabei gerade aufrichten.

Heben Sie keine schweren Lasten, indem Sie sich aus dem Stand mit dem Oberkörper nach unten lehnen, um die Last zu heben. [Friedberg & Pesiicka]

Ist es möglich, die Lasten zu verringern, sollte das auf jeden Fall getan werden: teilen Sie die Lasten in kleinere Teile ein, verwenden Sie leichtere Materialien oder verringern Sie das Gewicht der Verpackung. [baua]


Richtig Tragen

  • Last soll parallel zu Ihrem Körper getragen werden
  • Richten Sie Ihre Arme in einem rechten Winkel neben Ihrem Körper aus
  • Achten Sie auf einen geraden Rücken!
  • Ist die Last sehr schwer, setzen Sie diese rechtzeitig ab und legen Sie kleine Zwischenpausen ein.

Vermeiden Sie beim Tragen einseitige Belastungen, indem Sie die Last bspw. nicht unter den Arm nehmen. [Friedberg & Pesiicka]


Richtig Sitzen

Verbringen Ihre Mitarbeiter den Großteil Ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch? Dann sollten Sie darauf achten, dass diese auch eine richtige Sitzposition einnehmen. [Fichtel]

Checkliste: Ergonomischer Arbeitsplatz, © Präventa
  • aufrechte Sitzposition
  • Rücken berührt die Rückenlehne und wird von dieser unterstützt
  • Armlehnen so einstellen, dass die Arme entspannt gehalten werden können
  • Oberarme liegen am Körper
  • Kniekehlen berühren nicht direkt den Stuhl, sondern sind ein paar Zentimeter vor der Sitzkante
  • Fersen befinden sich unterhalb der Kniekehle
  • Füße sollten auf dem Boden oder einem schrägen Keil stehen
  • Mindestabstand von 10cm zwischen der Schreibtischplatte und den Oberschenkeln

Auf jeden Fall sollten schräge, halbliegende oder gekrümmte Sitzpositionen vermieden werden! [Friedberg & Pesiicka]

Bei den Büromöbeln (Schreibtisch, Bürostuhl) ist es vorteilhaft, wenn man diese individuell verstellen kann. Tun Sie dies mit Ihren Mitarbeitern zusammen oder geben Sie die Anleitung für die optimale Einstellung von Schreibtisch und Bürostuhl an Ihre Mitarbeiter weiter, sodass der Arbeitsplatz auf jeden Mitarbeitenden individuell angepasst ist.


Arbeitsbedingungen im Büro

Viele Faktoren im Büro beeinflussen die Arbeitsweise und Arbeitsqualität Ihrer Mitarbeiter: [karrierebibel]

Arbeitsplatz-Checkliste, © Präventa
  • Beleuchtung bzw. Lichtverhältnisse
  • Raumtemperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Geräuschkulisse
  • Schreibtisch
  • Bürostuhl
  • Bildschirm
  • Tastatur und Maus

Häufig werden die Wirkungen eines ergonomischen Arbeitsplatzes deutlich unterschätzt. Dabei hat die Ergonomie am Arbeitsplatz einen entscheidenden Einfluss auf die Produktivität Ihrer Mitarbeitenden am Arbeitsplatz. [Mai] Führen Sie einen Check am Arbeitsplatz Ihrer Mitarbeiter durch, ob alle Anforderungen an einen ergonomischen Arbeitsplatz erfüllt sind. Nehmen Sie sich dazu die nebenstehende Checkliste zur Hand.


Work Design im Sinne der Ergonomie

Verweisen Sie auf Pausen: Nicht nur die Ausführung der Tätigkeiten nimmt einen erheblichen Einfluss auf die körperliche Belastung, sondern auch die Dauer. Wird die Belastung zeitlich verteilt, wird dadurch die Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und führt automatisch auch zu einer effizienteren Ausführung der Tätigkeit. Legen Sie den Fokus auf eine ergonomische Arbeitsabfolge. Bei Pausen ist außerdem darauf zu achten, dass diese aktiv gestaltet werden sollen und bestmöglich dazu der Arbeitsplatz verlassen wird. [Schulte]

Vor allem bei der Ausführung von Tätigkeiten am Arbeitsplatz mit körperlicher Belastung sollten Sie bei der Arbeitsorganisation vor allem die individuelle Belastbarkeit und Zumutbarkeit beachten. Dies hängt sowohl von körperlichen Faktoren aber auch von möglichen Einschränkungen durch bspw. Vorerkrankungen oder Beeinträchtigungen ab. [Schlick]

In Bezug auf den Arbeitsraum (insbesondere wenn sich der Arbeitsplatz im Büro befindet) bzw. die Arbeitsumgebung ist auf die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, regelmäßigen Luftwechsel durch Lüften, eine ruhige Umgebung sowie angenehme Lichtverhältnisse zu achten.

Organisieren Sie die Arbeit so, dass die Arbeitszeiten, die Pausen und die Ausführbarkeit der Aufgabe den oben genannten Aspekten entsprechen. Um Ihre Mitarbeiter nicht zusätzlich zu belasten, vermeiden Sie Zeit- und Leistungsdruck.


Sensibilisierung für Ausgleichsbewegungen, die auf den Arbeitsplatz zugeschnitten sind

Handout: Ausgleichsübungen und Bewegungsübungen für den Arbeitsplatz, © Präventa

Es ist nicht nur wichtig, dass Sie Ihre Mitarbeiter auf Pausen etc. verweisen, sondern Sie auch einen Ausgleich zwischen den Tätigkeiten schaffen. Ein Punkt, an dem Sie als Arbeitsgeber ansetzen können, ist die Verteilung der Aufgaben. Organisieren Sie die Arbeitsaufteilung so, dass Ihre Mitarbeiter zwischen streng monotonen Abläufen wechseln und es immer einen Wechsel zwischen der Ausführung hoher und geringer Lasten gibt.


Um körperlicher Belastung vorzubeugen und entgegenzuwirken, bieten sich vor allem spezielle Ausgleichsübungen an. Diese können innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden. Jeder Ihrer Mitarbeitenden kann sich dabei die Übungen heraussuchen, die Ihnen besonders guttun. Kleine Zwischenpausen können also gut für diese Bewegungsübungen genutzt werden. Setzen Sie beispielsweise „Nudgeds“, sogenannte Denkanstöße (egal ob digital oder analog) ein, um Ihre Mitarbeitenden an Bewegungspausen zu erinnern. Darüber hinaus bietet es sich an, Plakate oder Poster aufzuhängen, auf denen Bewegungs- bzw. Ausgleichsübungen abgebildet sind, die die Muskulatur dehnen, entspannen oder stärken. Vorschläge für entsprechende Übungen finden Sie auf diesem Handout.

In dem Zuge, in dem Sie Ihren Mitarbeitenden diese Ausgleichsübungen ans Herz legen, müssen Sie diese ebenfalls auf folgende Aspekte hinweisen, da diese bei jeder Übung beachtet werden müssen:

  • arbeiten Sie nicht allzu stark in die Schmerzen rein
  • leichte Dehnungsschmerzen in der Muskulatur sind durchaus erwünscht, sollten aber im Laufe der Übung allmählich nachlassen
  • gehen Sie langsam in die Dehnungsübung hinein und ebenso langsam wieder raus


Führen Ihre Mitarbeitenden die Tätigkeiten überwiegend nur mit einer Seite aus und es kommt dadurch zu einer einseitigen körperlichen Belastung, sollten Sie auf eine Belastungsänderung achten: [Schulte]

  • Wenn möglich, die Seiten zwischendurch wechseln
  • Wechsel zwischen stehen und sitzen


Schulungsangebot

Eine Maßnahme, um die Ergonomie am Arbeitsplatz zu fördern, sind spezifische Schulungen oder Seminare. Nutzen Sie die Ergonomieberatung dazu, um Ihren Mitarbeitern ein gesünderes und weniger körperliches belastendes Arbeiten zu ermöglichen. Dabei können Fehlhaltungen und körperliche Belastungen durch die Ergonomieberatung identifiziert und analysiert werden und anschließend mit Hilfe bestimmter Methoden und Haltungsübungen verbessert werden. [AHAB-Akademie]

Aber auch Sie selbst können an einem Seminar im Bereich Ergonomie teilnehmen: Lernen Sie die Grundlagen der Ergonomie, den Umgang mit Lasten ohne eine negative körperliche Belastung, wie man den Büroarbeitsplatz optimal einrichtet und nehmen Sie an einem Praxistraining teil. [UBGM] Sie können aber auch Seminare bzw. Schulungen besuchen, die speziell auf das ergonomische Tragen und Heben von Lasten zugeschnitten sind. Dort lernen Sie bspw. spezifische Techniken im optimalen Umgang mit Lasten kennen und wie man Fehlhaltungen am Arbeitsplatz erkennen und verbessern kann. Sind Sie an solchen Schulungen interessiert, finden Sie hier einige Anbieter von entsprechenden Schulungen und Ergonomieberatungen.

Quellen

Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2019). Ressourcen und Anforderungen in der Arbeitswelt umfassend messen: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens (ReA). Manuskript in Vorbereitung.

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2016). Physische Belastung. Zugriff am 01.09.2020, von https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Physische-Belastung/_functions/BereichsPublikationssuche_Formular.html?nn=8688282

Friedberg, M. & Pesiicka, M. (2018). Intervention zu körperlichen Belastungen – Rückenbeschwerden. Präsentation, Technische Universität Braunschweig, Braunschweig.

Luick, R.S. (2014). Körperliche Belastungen am Arbeitsplatz und ihre Folgen. In S. Hahnzog (Hrsg.) Betriebliche Gesundheitsförderung – Das Praxisbuch für den Mittelstand (S. 189 – 194). Wiesbaden: Springer.

Raspe, H. (2012). Rückenschmerzen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2012(53), 7-29.

Selsina, W. (2009). Fragebogen zur subjektiven Einschätzung der Belastungen am Arbeitsplatz. Zugriff am 01.09.2020, von http://www.rueckenkompass.de/download_files/doc/Fragen-Slesina.pdf

Schwarz, R. (2017). Arthrose. Zugriff am 01.09.2020, von https://www.netdoktor.de/krankheiten/arthrose/

Rechtsanwälte Kotz (2018). Ergonomie am Arbeitsplatz – Welche Pflichten hat der Arbeitgeber?. Zugriff am 02.09.2020, von https://www.arbeitsrechtsiegen.de/artikel/ergonomie-am-arbeitsplatz-welche-pflichten-hat-der-arbeitgeber/

Mai, J. (2019). Ergonomie am Arbeitsplatz: So wichtig ist das optimale Büro. Zugriff am 02.09.2020, von https://karrierebibel.de/ergonomie-am-arbeitsplatz/

Schlick, C., Luczak, H. & Bruder, R. (2010). Arbeitswissenschaft. Berlin, Heidelberg: Springer.

Fichtel, J. (2019). Ergonomie am Arbeitsplatz: Die wichtigsten Facts & Tipps. Zugriff am 02.09.2020, von https://arbeits-abc.de/ergonomie-am-arbeitsplatz/#3

AHAB-Akademie (2020). Ausbildung zur Fachkraft für Ergonomie. Zugriff am 03.09.2020, von https://www.ahab-akademie.de/ausbildung-fachkraft-ergonomie/#:~:text=Ergonomieberatung%20und%20pr%C3%A4ventive%20Sitzschulung%20sind%20Kernpunkte%20bei%20dieser,vor%20Ort%20und%20richtige%20Interventionen%20f%C3%BCr%20ergonomische%20Bedingungen.

UBGM (2020). Basisseminar: Ergonomie am Arbeitsplatz. Zugriff am 03.09.2020, von https://www.seminarmarkt.de/Seminare/Basisseminar-Ergonomie-am-Arbeitsplatz,p590646#fromList

BAuA – Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2011). Heben und Tragen ohne Schaden. Bönen/Westfalen: Kettler.

Albert, M. & Härtig, I. (2014). Methode zur Analyse körperlicher Belastungen und Beanspruchungen. Working Paper, Technische Universität Chemnitz, Chemnitz.

BAuA – Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2019). Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung – die neuen Leitmerkmalmethoden. Bönen: Kettler.

Kuorinka, I., Jonsson, B., Kilbom, A., Vinterberg, H., Biering-Sorensen, F., Andersson, G. & Jorgensen, K. (1987). Standardised Nordic questionaires for the analysis of musculoskeletal symptoms. Appl. Ergonom. (18), 233–237. http://www.rueckenkompass.de/download_files/doc/Fragen-Nordischer.pdf


Bildquellen: Rückenschmerzen, Quelle https://pixabay.com/de/illustrations/r%C3%BCckenschmerzen-schmerz-k%C3%B6rper-5308969/ Erfassung Körperlicher Belastung, Quelle https://pixabay.com/de/illustrations/das-menschliche-skelett-163715/