Private Unterstützung - Was können Arbeitgeber tun?

From Praeventa
Revision as of 12:09, 29 January 2020 by Alexandra Wieczorek (talk | contribs) (Created page with "==Was ist eigentlich private Unterstützung?== Private Unterstützung können wir von allen Menschen in unserem Umfeld erhalten - egal ob Freunde, Bekannte oder Familie. Häuf...")
(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to navigation Jump to search

Was ist eigentlich private Unterstützung?

Private Unterstützung können wir von allen Menschen in unserem Umfeld erhalten - egal ob Freunde, Bekannte oder Familie. Häufig erhalten wir sie von den Menschen, die uns am nächsten stehen. Es bedeutet, sich auf die Menschen verlassen zu können, von ihnen auf vielerlei Arten unterstützt zu werden oder bei ihnen Halt zu finden. Diese Unterstützung kann auf ganz verschiedene Weise geschehen: Manchmal hilft es schon, wenn jemand ein offenes Ohr für uns hat oder unsere Familie uns bei schwierigen Entscheidungen beisteht. Manchmal beschreibt diese Form von Unterstützung auch einfach das Gefühl, sich auf jemanden verlassen zu können und nicht alleine zu sein [ReA].
Es gibt dabei ganz verschiedene Formen der Unterstützung, die wir durch Freunde, Familie, Bekannte oder Kollegen erhalten können. Im Folgenden ein paar Beispiele [Kaluza, 2007]:

Praktische Unterstützung

Praktische Unterstützung umfasst vor allem hilfreiche Informationen oder Hinweise, die uns direkt bei einer konkreten Problemstellung voran bringen. Das können zum Beispiel die Empfehlungen einer Freundin für eine bestimmte Autowerkstatt sein, wenn man sich nicht sicher ist, wo man am besten einen kaputten Turbolader reparieren lassen kann. Aber auch konkrete Hilfestellung zählt zur praktischen Unterstützung. Vielleicht ist ein guter Freund von mir KFZ-Mechaniker und bietet mir sogar an, den Turbolader selber zu reparieren gegen eine Aufwandsentschädigung.

Emotionale Unterstützung

Trost, Ermutigung, Wertschätzung und Vertrauen sind typische Beispiele für Formen der emotionalen Unterstützung. In manchen Situationen hilft allein das Teilen unserer Sorgen oder Probleme mit anderen und manchmal geht es uns nach einem guten Gespräch bereits besser. Gute Freunde und Freundinnen oder Familienmitglieder trösten uns in schwierigen Situationen, ermutigen uns und wir schenken ihnen unser Vertrauen. Auch körperlicher Kontakt wie Zärtlichkeiten oder Sexualität spenden uns manchmal Trost und senken den Stresspegel.

Geistige Gemeinschaft

Teil einer Gemeinschaft, wie z.B. einer Familie, einem Freundeskreis, eines Sportvereins oder ähnlichem zu sein, gibt uns das Gefühl von Geborgenheit und Gemeinsamkeit. Unter Gleichgesinnten mit ähnlichen Werten, Normen und Prinzipien können wir uns leichter entspannen und schneller abschalten.

Warum ist private Unterstützung wichtig?

Private Unterstützung ist eine wichtige Ressource im Umgang mit Herausforderungen, Stress oder schwierigen Lebensphasen. So kann private Unterstützung beispielsweise dazu beitragen, Stress im Vorfeld zu verhindern. In der Psychologie werden solche vorbeugenden Maßnahmen unter "instrumentellem Stressmanagement" eingeordnet. Um Stress gar nicht erst entstehen zu lassen kann es daher sinnvoll sein aktiv nach Unterstützung zu fragen, sich bei gewissen Aufgaben helfen zu lassen oder das soziale Netzwerk aufzubauen [Kaluza, 2007]. Was sich hinter dem Begriff "Soziales Netzwerk" verbirgt, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Was ist ein soziales Netzwerk?

In der heutigen Zeit verbinden wir soziale Netzwerke häufig mit online Dienstleistern wie beispielsweise Facebook. Das soziale Netzwerk bezieht sich im Allgemeinen jedoch auf sämtliche soziale Kontakte in unserem Leben (Familie, Freunde/innen, Nachbarn/innen, Kollegen/innen, etc.) - online sowie offline. Um sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie Ihr eigenes soziales Netzwerk aussieht schauen Sie sich das erste Handout "Mein soziales Netzwerk" unter der Überschrift "Übungen" an.

Netzwerkbeispiel.png






















Jede Beziehung erfüllt eine unterschiedliche Funktion und zu jedem Menschen haben wir eine ganz einzigartige Beziehung. Mit einigen Freunden oder Freundinnen fällt es uns leicht über Gefühle und Probleme zu sprechen, mit anderen teilen wir die Leidenschaft eines gemeinsamen Hobbys und zu wieder anderen pflegen wir eine pragmatische Beziehung, zum Beispiel zu Kollegen/innen. So wie verschiedene Beziehungen unterschiedliche Funktionen erfüllen, bieten sie uns auch ganz unterschiedliche Formen der Unterstützung (siehe oben) [Kaluza, 2007].

Was Sie für private Unterstützung tun können

Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk

Unser Freundes- und Bekanntenkreis unterliegt im Laufe unseres Lebens einer stetigen Veränderung. Einige Freunde und Freundinnen begleiten uns ein Leben lang während wir auf der anderen Seite auch immer wieder schmerzhafte Verluste erleiden durch die freiwillige oder unfreiwillige Beendigung von Beziehungen, beispielsweise durch kritische Lebensereignisse wie Scheidung oder Tod. Das macht es notwendig unser soziales Netzwerk regelmäßig zu pflegen und bei Bedarf weiter auszuweiten oder neu aufzubauen. Die Pflege und der Aufbau von Kontakten erfordert ein gewisses Maß an Anstrengung und Geduld und geht sowohl mit sehr positiven Erfahrungen als auch mit Frustrationserlebnissen einher. [Kaluza, 2007].

Tipps zur Pflege Ihres Netzwerks

Im Alltag ist es manchmal gar nicht so leicht die eigenen Kontakte regelmäßig zu pflegen und besonders schwer fällt uns meist der Beziehungsaufbau zu neuen Personen. Im Folgenden ein paar einfache Tipps, wie Sie Ihr soziales Netzwerk pflegen oder Kontakte intensivieren können [aus Kaluza, 2007]:

  • Jemandem Grüße ausrichten
  • Sich nach jemandem erkundigen
  • Um Rat fragen
  • Jemanden um einen kleinen Gefallen bitten
  • Etwas von sich erzählen
  • Sich für andere erreichbar halten
  • Regelmäßigkeit aufbauen (z. B.jeden 3. Mittwoch im Monat ... )
  • An Geburtstage, Jubiläen u. Ä. denken Anlässe für Kontaktaufnahmen merken und suchen
  • Sich vorstellen (gegenüber fremden Personen)
  • Jemanden direkt ansprechen, offen und neugierig sein
  • Loben, Wertschätzung ausdrücken
  • Komplimente machen
  • Sich bedanken
  • Einfach mal eine E-Mail/Postkarte/SMS schicken (ohne Anlass)
  • Angenehme Nachrichten teilen
  • Seine Hilfe anbieten
  • Interesse an anderen zeigen, nachfragen
  • Zuhören

Übungen

Um über Ihr soziales Netzwerk nachzudenken und zu überlegen welche Personen darin enthalten sind, öffnen Sie Handout 1: File:1. Handout Mein soziales Netz.pdf
Um sich damit auseinanderzusetzen, wie Ihr soziales Netzwerk in der Zukunft aussieht und was sie sich zukünftig für ihre sozialen Beziehungen wünschen, öffnen Sie Handout 2: File:2. Handout Blick in die Zukunft.pdf

Weiterführende Quick Wins, Ideen und Impulse

EINLEITUNGSTEXT VON EVA EINFÜGEN

  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Liebsten. Häufig wollen uns Freunde/innen oder Familienmitglieder helfen und unterstützen, aber sie wissen häufig nichts von unseren Problemen, weil wir uns zu wenig Zeit nehmen uns mit ihnen darüber auszutauschen. Häufig hilft es schon mit jemandem darüber zu reden, was einen gerade belastet oder einem den Schlaf raubt. Planen Sie genug Zeit mit den Menschen ein, die Ihnen wichtig sind. So müssen Sie auch in schwierigen Phasen Ihre Last nicht alleine tragen. Die Pflege von Freundschaften und des sozialen Netzwerks trägt zur langfristigen Stressbewältigung und Regeneration bei [Kaluza, 2011].
  • Nehmen Sie Unterstützung an. Wenn Freunde/innen und Familie erst von schwierigen Situationen oder Problemen wissen, wollen sie uns häufig zur Seite stehen, aber wir trauen uns nicht oder haben ein zu schlechtes Gewissen ihre Unterstützung anzunehmen - trauen Sie sich! Meistens sind unsere Angehörigen froh darüber, uns beistehen zu können. Außerdem wirkt es sogar beziehungsfördernd, wenn wir unseren Gefühlen Ausdruck verleihen. Und das rechtzeitige Sprechen über gewisse Probleme verhindert sogar manchmal, dass sie uns weiter belasten oder schwerwiegender werden [Kaluza, 2011].
  • Treffen Sie die "Rotwein oder Blaumann"-Vereinbarung mit Angehörigen. Manchmal entstehen Konflikte nur, weil wir in so unterschiedlichen Stimmungen sind. Der eine möchte sich nur entspannt mit einem Rotwein auf die Couch legen, die andere ist in Gedanken eigentlich immer noch auf Arbeit (sie trägt quasi noch seinen "Blaumann"). Sprechen sie offen darüber, in welcher Stimmung Sie sich gerade befinden - das macht es einfacher für Ihr Gegenüber, Sie besser zu verstehen und sich auf Sie einzustellen. Häufig versuchen wir Konflikte zu vermeiden, indem wir NICHT über unsere Gefühle sprechen, obwohl genau das paradoxer Weise oft zu Streitereien führt [Kaluza, 2011].

Beratungsstellen

Über die Private Unterstützung hinaus können weitere Anlaufstellen helfen mit akuten Belastungssituationen umzugehen. Im Folgenden finden Sie ein paar wichtige Adressen:

Literatur

  • Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2019). Ressourcen und Anforderungen in der Arbeitswelt umfassend messen: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens (ReA). Manuskript in Vorbereitung.
  • Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress (3., vollständig überarbeitete Auflage).
  • Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung, 2.
  • Schwarzer, R. (Ed.). (1997). Gesundheitspsychologie: Ein Lehrbuch. Hogrefe Verlag.