Difference between revisions of "Rollenklarheit - Was können Arbeitgeber tun?"

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==Was ist Rollenklarheit und warum ist sie wichtig im Betrieb?==
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==Was ist Rollenklarheit?==
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Überlegen Sie kurz: Welche Rollen erfüllen sie persönlich im Alltag? Kollege, Führungskraft, Mutter/ Vater, Sohn/ Tochter, Partner, Freund/ Freundin, …  Je länger Sie nachdenken, desto mehr Rollen werden Ihnen vermutlich einfallen. Grob können Rollen wie folgt einsortiert werden:
  
Eine Rolle ist die Summe der Verhaltensmuster, die von einer Person erwartet werden. Dies kann in einer Organisation, z. B. im Rahmen einer Arbeitsplatzbeschreibung festgelegt sein. Rollen helfen dem Individuum, einzuschätzen, ob es das leistet, was von ihm erwartet wird.
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<li> Berufsrollen: Pflegefachkraft, Laborant/in, Ingenieur/in,  Arzt/Ärztin, Polizist/in, Lehrer/in, ...</li>
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<li> Rangrollen: Auszubildende/r, Geselle/in, Vorgesetzte/r, ... </li>
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<li> Rollen im Privatleben: Ehepartner/in, Elternteil, Vereinsangehörige/r, gute/r Freund/in </li>
  
Doch warum ist Rollenklarheit so wichtig im Arbeitsalltag und was kann ich tun, wenn diese nicht gegeben ist? <br>
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Das heißt, dass wir alle in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Rollen einnehmen. Jede Rolle ist mit bestimmten <b>Erwartungen</b> verknüpft und hat <b>Rechte sowie Pflichten</b>. Zudem sollten sich Rollen untereinander ergänzen und sind somit aufeinander angewiesen. Denken Sie zum Beispiel an einen Bauleiter und Handwerker: Unabhängig davon, welche Person diese Rolle ausfüllt, sind bestimmte Erwartungen mit der Rolle verbunden. Und damit Erfolg möglich ist, müssen die Rollen gut aufeinander abgestimmt sein. </br>
Herrschen eine hohe Rollenklarheit, ein hoher Entscheidungsspielraum sowie Entwicklungsmöglichkeiten und bedeutsame Aufgaben, führen diese Arbeitsbedingungen zu einem höheren Wohlbefinden für die Mitarbeitenden. [1]
 
  
==Das Modell des »Rollenstresses«==
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Rollenklarheit bedeutet demnach, dass (a) jeder seine/ihre eigenen Rollen kennt und weiß was von ihm/ ihr erwartet wird sowie (b) auch jeder weiß, was er/sie von anderen erwarten kann. Sie und Ihre Mitarbeitenden wissen also, wer wofür <b>zuständig</b> ist, wer welche Themen bearbeitet und wer für welche Themen <b>spezialisiert</b> ist [1]. Jede Person hat dabei ihre speziellen Aufgabenbereiche als Summe der Verhaltensmuster, die von der Person erwartet werden (d.h. welches Verhalten zeige ich in welcher Situation). In Organisationen ist oft die Arbeitsplatzbeschreibung die Grundlage für die Erwartungen an eine Rolle [1], [2]. </br>
  
Rollenstress kann durch rollenbezogene Überforderung, rollenbezogene Verantwortung und Rollenambiguität (psychologischer Begriff) entstehen.  Das Modell des »Rollenstresses« von  Kahn u. Byosiere beschreibt sogenannte Rollenkonflikte, welche sich aus inkonsistenten Informationen und unvereinbaren Rollenanforderungen ergeben.
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Doch warum ist Rollenklarheit so wichtig. Dies zeigen wir Ihnen im nächsten Absatz auf, bevor wir konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Rollenklarheit vorstellen. <br>
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*Rollenbezogene Überforderung liegt bei quantitativer und/oder qualitativer Rollen- oder Arbeitsüberlastung vor, z. B. weil die Zeit zu knapp ist oder weil die individuelle Kompetenz nicht ausreicht.
 
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*Rollenbezogene Verantwortung bezieht sich auf das Ausmaß an Verantwortung, welches eine Person durch ihre Rolle für andere Personen und Sachen besitzt.
 
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*Rollenambiguität entsteht, wenn die Rollenanforderungen unklar sind oder nicht verstanden werden, so dass die Person ihre Rolle nicht angemessen realisieren kann. Dies ist z. B. der Fall, wenn die betreffende Person widersprüchliche Informationen darüber hat, welche Erwartungen an sie gestellt werden oder wie ihr Verantwortungsbereich aussieht. [2]
 
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Genaueres über die Rollenkonflikte finden Sie hier: http://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/index.php?title=Rollenklarheit_-_Was_k%C3%B6nnen_Sie_pers%C3%B6nlich_f%C3%BCr_sich_tun%3F&action=submit
 
  
==Modell nach Rosenstiel am Fallbeispiel »Team«==
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==Warum ist Rollenklarheit im Arbeitsalltag wichtig?==
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Die Kenntnis über die eigenen Rollen und die damit verbundenen Erwartungen helfen Ihren Mitarbeitenden stets alle Informationen, die zur Bewältigung ihrer Arbeitsaufgaben notwendig sind, parat zu haben bzw. sich einzuholen und Ansprechpartner zu spezifischen Themen zu kennen. Auch können sie so gut einschätzen, ob sie leisten können, was von ihnen erwartet wird und sich sonst bei Bedarf Unterstützung holen. Klar kommunizierte Erwartungen an andere Personen erleichtern zudem den Umgang untereinander.
  
Rosenstiel entwickelte ein Modell, welches das individuelle Verhalten einer Person in einer Organisation und die Wechselbeziehungen zwischen den Teamleitern und Teammitgliedern darstellt. Somit soll dieses Modell den Rahmen einer Teamarbeit widerspiegeln. <br>
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Studien belegen, dass eine hohe Rollenklarheit zu mehr Wohlbefinden führt [2], [3] und – im Gegensatz dazu – Rollenkonflikte die Gefahr für Depressionen verstärken und den Einsatz der Beschäftigten für die eigene Organisation abschwächen [4], [5]. Eine weitere positive Folge der Rollenklarheit zeigt sich in einer positiven Gestaltung von sozialen Beziehungen, da klare Verhältnisse in der jeweiligen Situation (beispielsweise zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden) geschaffen werden [6].</p>
Um Teamarbeit erfolgreich umsetzen zu können, ist es wichtig, die richtigen Hebel zu kennen und nutzen zu können. Rosenstiel entwickelte in diesem Zusammenhang ein Modell, das den Rahmen einer Teamarbeit darstellen soll. Der Rahmen besteht aus vier Elementen. Auf der Seite der Teammitglieder sind die Bereiche "Motivation (Wollen)“ und „Fähigkeit (Können)“ angesiedelt, während auf der Seite der Teamleitung „Soziales Dürfen“ und die „Situativer Kontext“ stehen. Diese Einteilung in zwei Bereiche verdeutlicht, dass weder Teammitglieder noch der Teamleiter den kompletten Rahmen steuern können.  
 
  
Leistungserbringung der Teammitglieder
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Studien aus Luxemburg fassen die Kette sehr übersichtlich zusammen: Rollenklarheit wirkt positiv auf das <b>Wohlbefinden</b>, welches wiederum positiv mit der <b>Arbeitszufriedenheit, -sicherheit</b> und dem wahrgenommenem <b>Respekt</b> zusammenhängt. Gleichzeitig werden <b>Stress, Mobbing</b> und <b>Burnout</b> reduziert [7], [8].</br>
 
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Auch <b>Motivation und Partizipation</b> nehmen zu, wenn Aufgaben- und Verantwortungsbereiche klar definiert sind [7], [8].</p>  
Der erste Aspekt im Rahmen der Leistungserbringung der Teammitglieder ist das persönliche Wollen, die Motivation also. Es bildet die Basis für die gesamte Teamarbeit und kann nicht erzwungen werden. Durch persönliches Wollen entsteht die Motivation, die notwendig ist, um die individuellen Fähigkeiten optimal in die Teamarbeit einbringen zu können. Diese Determinante wird hauptsächlich durch das Teammitglied selbst beeinflusst. Außerdem kann auch die Organisationskultur und -struktur Einfluss auf die Motivation der Teammitglieder nehmen. Wenn das persönliche Wollen beispielweise nur durch eine höhere Bezahlung entsteht, hat die Organisation Einfluss genommen, jedoch bleibt offen, ob diese erzwungene Motivation zu den selben Ergebnissen führt, wie ehrliches, persönliches Wollen. Des Weiteren ist das individuelle Können, die Fähigkeit, notwendig um gewünschte Leistungen zu erbringen. Das individuelle Können beschreibt die grundsätzliche Qualifikation einer Person, ein gewünschtes Verhalten aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten überhaupt bewältigen zu können. Können ist die Summe der fachlichen und überfachlichen Fähigkeiten einer Person. Für diese Determinante ist das persönliche Wollen von großer Bedeutung, denn es ist, wie oben bereits erwähnt, die Basis für jegliches Handeln. Dieses kann von externen Faktoren bis zu einem gewissen Grad erweitert werden, beispielsweise durch Weiterbildungen und Schulungen. Die Organisation muss in diesem Zusammenhang bereit sein, die dadurch sehr hohen anfallenden Kosten zu übernehmen, um das individuelle Können ihrer Mitarbeiter zu steigern.
 
 
 
Leistungserbringung des Teamleiters
 
 
 
Soziales Dürfen spiegelt die Kultur eines Teams wider. Es umfasst alles was in der Umgebung an Handlungen erwartet oder abgelehnt wird und definiert alle Normen, Werte und Erwartungen, die innerhalb eines Teams bestehen. Wäre zum Beispiel die Erwartung, dass der Teamleiter einen Anzug mit Krawatte trägt, würde eine sportliche Bekleidung für die Teammitglieder befremdlich wirken und das Unwohlsein innerhalb des Teams erhöhen. Somit ist es die Aufgabe jedes Teamleiters, einen Rahmen für die Teamarbeit zu schaffen, in dem sich alle Teammitglieder wohl fühlen. Im Gegensatz dazu zielt der situative Kontext auf die Schaffung von Voraussetzungen, die zur Bewältigung der Aufgaben notwendig sind, ab. Der Teamleiter hat dafür Sorge zu tragen, dass alle Teammitglieder ihr Aufgabengebiet kennen und der reibungslose Ablauf gewährleistet werden kann. Ein Teammitglied ist zum Beispiel nur dann in der Lage Kopien zu erstellen, wenn ihm der Zugang zu einem Kopiergerät ermöglicht wird, beziehungsweise ein Kopiergerät vorhanden ist.
 
 
 
 
 
Zwischen diesen vier Faktoren besteht ein eine direkte Abhängigkeit, wobei diese unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Diese Faktoren bilden die Basis für das Handeln und Verhalten im Team. Ein Beispiel für dieses Zusammenwirken bietet die Motivation welche vom individuellen Können, der situativen Ermöglichung und dem sozialen Dürfen abhängig ist und beeinflusst wird. Andererseits kann ohne Motivation das individuelle Können nicht optimal zur Geltung kommen. [3]
 
 
 
[[File:Rosenstiel.png|200px|thumb|left|Modell nach Rosenstiel]] <br>
 
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<u><b>Warum hat Rollenklarheit so weitreichende Effekte? </b></u><br>
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*Insgesamt kann das Fehlen von Rollenklarheit als negative Stressquelle gesehen werden, sogenannter Rollenstress entsteht. Enttäuschung, Konflikte und Überlastung sind mögliche Folgen, welche wertvolle Energie kosten.
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*Sind Rollen und damit verbundene Erwartungen nicht klar definiert, kommt es zu Problemen und Missverständnissen, so dass Konflikte entstehen.
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*Klar definierte Rollen helfen mir selbst hingegen zu beurteilen, ob meine eigene Leistung dem entspricht, was von mir erwartet wird [9]. So kann ich bei Bedarf an meinem Verhalten etwas ändern oder mir dafür Unterstützung holen.
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* Wenn die Rollen anderer klar sind, weiß ich, was ich erwarten kann bzw. welches Verhalten auf mich zukommt. Das gibt Sicherheit.
 
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<u><b>Warum gibt es so viele Rollenkonflikte? </b></u></br>
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Die Gründe sind vielfältig: <b>Widersprüchliche</b> oder <b>fehlende Informationen</b>, <b>nicht zu vereinbarende</b> oder <b>unklare Anforderungen</b> oder rollenbezogene <b>Überforderung</b> sind wichtige Beispiele [5], [10], [11]. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick. Im Zentrum der Beispiele steht immer Herr M. (auch „Rollenträger“ genannt). Die unterschiedlichen Bilder um Herrn M. veranschaulichen seine zahlreichen Rollen: Herr M. ist berufstägig, hat eine Familie, fliegt gern in den Urlaub und spielt in seiner Freizeit Fußball. Wie können Rollenkonflikte hier entstehen? </p></br>
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{| class="wikitable"
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! <b> 1. Der Inter-Sender-Konflikt: </b> !! <b> 2. Der Intra-Sender-Konflikt: </b> !! <b> 3. Der Inter-Rollen-Konflikt: </b> !! <b> 4. Der Person-Rollen-Konflikt: </b>
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| Zwei Personen (Rollensender) stellen unvereinbare Forderungen an den Rollenträger. <br><u>Beispiel:</u> Die Führungskraft (Rollensender 1) von Herrn M. (Rollenträger) wünscht eine zügige Abwicklung eines Personalentwicklungsprojekts, da dieses unrentabel ist. Der betreffende Kunde (Rollensender 2) wünscht eine enge Beratung durch Herrn M., die für diesen allerdings einen hohen Zeitaufwand bedeutet. In diesem Beispiel gibt es also zwei Personen aus dem beruflichen Bereich, die einen Rollenkonflikt bei Herrn M. auslösen [2]. || Eine Person stellt widersprüchliche Anforderungen an den Rollenträger. <br><u>Beispiel:</u> Die Führungskraft von Herrn M. beauftragt ihn mit einer Präsentation bei der anstehenden Betriebsversammlung. Diese wird bereits in der kommenden Woche mit wichtigen Teilnehmenden stattfinden, weshalb die Präsentation nach Aussage der Führungskraft oberste Priorität bekommt und andere Aufträge zurückgestellt werden müssen. Einen Tag später erfährt Herr M. von seiner Führungskraft, dass er sie ab sofort bei einem mehrtägigen Termin mit einem wichtigen Kunden vertreten soll. Auch hier ist demnach nur der berufliche Bereich betroffen – in diesem Fall sogar nur eine weitere Person [2]. || Es gibt einen Rollenträger, der unterschiedliche, miteinander nicht vereinbare Rollen erfüllen muss. <br><u>Beispiel:</u> Herr M. hat aktuell sehr viel zu tun - durch umfangreiche Arbeitsprojekte bleiben Überstunden nicht aus. Der weite Weg zu seinem Arbeitsplatz kostet ihn täglich zusätzlich viel Zeit, wodurch er nur sehr wenig Freizeit hat. Seine Ehefrau wünscht sich mehr Unterstützung seinerseits im Haushalt und bei der Pflege des Opas, da sie selbst sich beruflich fortbilden möchte. In diesem Beispiel liegt der Konflikt also zwischen Rollen aus unterschiedlichen Lebensbereichen – Arbeit und Beruf scheinen nicht gut vereinbar zu sein [2]. || Die Anforderungen der Rolle stehen im Konflikt zu den Werten des Rollenträgers. <br><u>Beispiel:</u> Herrn M. ist Offenheit und Ehrlichkeit sehr wichtig. Er möchte immer, dass seine Kollegen wissen, woran Sie sind. Allerdings wurde ihn nun untersagt, Informationen zur geplanten Umstrukturierung weiterzugeben – obwohl dies für einzelne Kollegen mit einer Versetzung in ein anderes Bundesland verbunden ist [2].
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| [[File:Inter-Sender-Konflikt.jpg | 300px|thumb|center|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/e/ec/Inter-Sender-Konflikt.jpg|Inter-Sender-Konflikt &copy; Präventa]] || [[File:Intra-Sender-Konflikt.jpg | 300px |thumb|center|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/b/b0/Intra-Sender-Konflikt.jpg| Intra-Sender-Konflikt &copy; Präventa]] || [[File:Inter-Rollen-Konflikt.jpg | 300px |thumb|center|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/index.php?title=File:Inter-Rollen-Konflikt.jpg| Inter-Rollen-Konflikt &copy; Präventa]] || [[File:Personen-Rollen-Konflikt.jpg | 300px |thumb|center|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/6/69/Personen-Rollen-Konflikt.jpg| Person-Rollen-Konflikt &copy; Präventa]]
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|}
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==Was kann für mehr Rollenklarheit getan werden?==
  
== Die Teamrollen im TRIAD Modell ==
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<h3>Rollenkonflikte aufdecken und Ursachen klären</h3>
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[[File:Erwartungen hinterfragen.png |100px|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/9/9a/Reflexionsbogen_Rollenklarheit_im_Team.pdf|thumb|right| Reflexionsbogen Konflikte aufdecken & Ursachen klären]]
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Wenn Sie die Rollenklarheit in Ihrem Team fördern möchten, ist es zunächst wichtig zu überlegen, wie Sie im Team zu diesem Thema aufgestellt sind und woher mögliche Probleme und Rollenkonflikte kommen können. Reflektieren Sie daher für Ihr Team:
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* Welche Rollen gibt es in Ihrem Team?
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* Wer aus Ihrem Team übernimmt welche Rollen?
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* Welche Rollen in Ihrem Team sind klar verteilt und mit klaren Erwartungen verbunden? Wo müssen Strukturen und Anforderungen hingegen nachgeschärft werden?
  
Der Forscher Bales argumentierte schon im Jahr 1970, dass es <b>drei zentrale Dimensionen</b> gibt, die wesentlich sind für das effektive Funktionieren von Gruppen. Diese seien <b>1. Dominanz, 2. Geselligkeit und 3. Aufgabenorientierung</b>. Bales fand heraus, dass sich die Verhaltensmuster einer Gruppe, entlang dieser drei primären Dimensionen ergeben. <br>
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Bedenken Sie dabei: Berufsrollen können sich im Team in einzelne Bestandteile aufsplitten lassen. So können z.B. 3 Personen gleichen Berufes in einem Projekt gemeinsam arbeiten und die gleichen Arbeitsplatzbeschreibungen haben. Im Projekt jedoch übernehmen diese Mitarbeitenden unterschiedliche Aufgaben: Eine Person könnte die Projektkoordination und -dokumentation übernehmen, kreative Ideen einbringen, die eigentliche Aufgabenbearbeitung jedoch eher delegieren und dann Zwischenfeedback geben. Die anderen beiden Personen sammeln alle Ideen und setzen diese um. Ihre Rolle ist es Einzelaufgaben zu bearbeiten und den Stand der Bearbeitung zu kommunizieren. <br>
Die Dimension der Dominanz erfasst die Unterscheidung zwischen dominantem und unterwürfigem Verhalten, aktivem und passivem Verhalten und entweder nach Kontrolle oder Respekt strebendem Verhalten. Die Dimension der Geselligkeit erfasst die Unterscheidung zwischen geselligem, freundlichem und angenehmem Verhalten gegen ein Verhalten, das zurückgezogen, unfreundlich und distanziert ist. Und die Aufgabenorientierung erfasst die Unterscheidung zwischen Verhalten, das sich an der Lösung von Aufgabenproblemen orientiert, im Gegensatz zu einem Verhalten, das sich der Aufgabenverantwortung entzieht. <br>
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Das Bespiel zeigt: Es ist wichtig hinter die formale Rolle zu schauen und zu überlegen, wer konkret was ins Team einbringt und welche Rolle übernimmt. Mit dem nebenstehenden [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/9/9a/Reflexionsbogen_Rollenklarheit_im_Team.pdf <b>Reflexionsbogen</b>] können Sie daher die Rollenerwartungen und -pflichten Ihres Teams für sich sammeln, Rollenkonflikte in Ihrem Team aufdecken, transparent machen und deren Ursachen analysieren.</p>
Rollen sind jedoch nicht einfach nur statische Erwartungs- und Verhaltensmuster, sondern sie ändern und passen sich den Anforderungen der Rolle an. <br>
 
 
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Eine Gruppe von Forschern, (Driskell et al.), präsentierte 2017 ein <b>dreidimensionales Modell, genannt TRIAD model</b> [Tracking Roles In and Across Domains], die die Dimensionen der Dominanz (hohe Dominanz vs. geringe Dominanz), Geselligkeit (hohe Geselligkeit vs. geringe Geselligkeit) und Aufgabenorientierung (hohe Aufgabenorientierung vs. niedrige Aufgabenorientierung), in das man Menschen aus Teams bereichsübergreifend einordnen kann.
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Entscheiden Sie, auf Basis Ihrer Selbstreflexion, nun folgend welcher nächste Schritt oder welche nächsten Schritte für Sie und Ihr Team am besten passen. <br>
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1) Wenn Sie meinen, die <b>Erwartungen</b> an die Rollen Ihrer Mitarbeitenden seien <b>unklar oder widersprüchlich</b>, ist es wichtig, dass Sie zum einen Ihre eigenen Erwartungen als Führungskraft sehr klar haben (oder diese zunächst für sich klären) und dann folgend das Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden suchen. Nutzen Sie zur Vorbereitung der Gespräche den ausgefüllten Reflexionsbogen.<br>
Die horizontale Achse (von links nach rechts) stellt die niedrige gegenüber der hohen Aufgabenorientierung dar, die vertikale (von unten nach oben) Achse steht für niedrige versus hohe Soziabilität, und die die dritte Achse, die von hinten nach vorne herauskommt, stellt niedrig gegenüber hoch dar Dominanz. Man geht davon aus, dass jede Rolle auf diese Weise abgebildet werden kann.
 
 
 
Die folgende Abbildung zeigt eine dreidimensionale Darstellung des TRIAD-Modells:
 
 
 
[[File:TRIAD Modell - Diskrell et al.jpg.png|200px|thumb|left|TRIAD-Modell]]
 
  
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2) Sie haben das Gefühl, dass bestimmte <b>Rollen nicht gut zu bestimmten Teammitgliedern passen</b> (bspw. aufgrund anderer (privater) Rollen, Rollenüberforderung, anderen Werten, …)? Dann können Sie anregen im Team über eine andere Verteilung nachzudenken – bspw. mit der [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/index.php?title=Rollenklarheit_-_Was_k%C3%B6nnen_Arbeitgeber_tun%3F#Teamanalyse_nach_Belbin Teamanalyse nach Belbin]. <br>
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<b>13 Kernteam-Rollen:</b> (Too much???)
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3) Ihre Analyse zeigt aus Ihrer Sicht, dass Rollen klar verteilt sind, Erwartungen geklärt sind und auch eine gute Passung zwischen Rollen und Teammitgliedern vorliegt? Es sollte also <b>eigentlich alles klar sein</b> - dennoch gibt es hier Probleme? Dann können Sie anhand der [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/index.php?title=Rollenklarheit_-_Was_k%C3%B6nnen_Arbeitgeber_tun%3F#Bedingungen_des_Verhaltens_ändern Bedingungen des Rollenverhaltens nach Rosenstil] überlegen, welche Ursachen es dafür gibt, dass bisher trotzdem kein rollenkonformes Verhalten gezeigt wird. Auch das können Sie dann gemeinsam mit Ihrem Team in Besprechungen weiter reflektieren.</p>
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<h3> Teamanalyse nach Belbin </h3>
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[[File:Erwartungen hinterfragen Beispiel.png |100px|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/1/1e/Handout_Teamrollen_nach_Belbin.pdf|thumb|right| Handout Teamrollen nach Belbin]]
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[[File:KundL Teamrollen nach Belbin weiß.png |100px|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/8/8d/Arbeitsblatt_Workshop_Teamanalyse_am.pdf|thumb|left| Arbeitsblatt Teamrollen nach Belbin, © Kauffeld & Lorenzo]]
  
Die 13 abgeleiteten Rollen-Cluster umfassen Folgendes:
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Die britische Forscherin M. Belbin ist schon im Jahr 1970 der Frage nachgegangen, wie sich das perfekte Team zusammenstellen lässt. Sie fand heraus, dass ein Team vor allem dann erfolgreich ist, wenn unterschiedliche Typen zusammenarbeiten. Sie kam zum Entschluss, dass die richtige Kombination verschiedener Teamrollen das Team effizienter macht. Denn nur durch unterschiedliche Rollen sind im Team auch unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten vertreten. Im Laufe der Zeit wurden unterschiedliche Modelle zu Teamrollen entwickelt. Wir stellen hier die 9 Teamrollen nach Belbin vor, da deren Anwendung in der Praxis eingängig ist. Jede der Rollen hat dabei typische Stärken und Schwächen [12],[13] – es geht also nicht darum zu stigmatisieren, sondern vielmehr darum <b>aus allen Rollen das Beste zu vereinen</b>.
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Im [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/1/1e/Handout_Teamrollen_nach_Belbin.pdf <b>Handout zu den Teamrollen nach Belbin</b>] können Sie sich über die Teamrollen sowie die jeweiligen Stärken und Schwächen informieren. </br>
  
1: Teamleiter <br>
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Wird ein <b>Team neu gegründet</b>, können die Teamrollen helfen, die optimale Besetzung zu finden. Aber auch bei <b>bestehenden Teams</b> lohnt sich der Blick auf die Teamrollen: In einem gemeinsamen Workshop können Sie auf die einzelnen Rollen in Ihrem Team schauen, überlegen welche Rolle jede/r Mitarbeitende seiner oder ihrer Meinung nach am ehesten einnimmt und einnehmen mag. Die Erkenntnis der eigenen Teamrolle kann Mitarbeitende motivieren.
2: Aufgaben-Motivator <br>
 
3: Machtsucher <br>
 
4: Kritiker <br>
 
5: Aufmerksamkeitssuchender <br>
 
6: Negativ <br>
 
7: Soziales <br>
 
8: Koordinator <br>
 
9: Anhänger <br>
 
10: Unterstützung der Teamarbeit <br>
 
11: Bewerter <br>
 
12: Problemlöser <br>
 
13: Aufgaben-Abschlussprüfer <br>
 
  
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Im Workshop können Sie sich zum Ziel setzen ein Gesamtbild des Teams für alle aufzuzeigen. Dazu können Sie sich an den Schritten im zugehörigen [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/8/8d/Arbeitsblatt_Workshop_Teamanalyse_am.pdf <b>Arbeitsblatt</b>] orientieren. Zuerst ist es dabei hilfreich, die Bedeutung der einzelnen Teamrollen allgemein zu besprechen. Daraufhin kann gemeinsam überlegt werden, wer sich in welcher Rolle bereits wiederfindet und welche Rollen wann zusätzlich hilfreich wären und wer diese dann je übernehmen kann.</br></p>
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<b>Beispiele:</b>
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*<b>Welche Rollen sind bereits gut besetzt und welche Rollen bräuchte man noch im Team?</b>
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** Ist das Team zum Beispiel stark im Kommunikationsbereich, braucht es eventuell mehr wissensorientierte Rollen, um erfolgreich zu sein. Wenn beispielsweise ein kreativer Ideengeber fehlt wäre das Team zu wenig einfallsreich. Oder fehlt die Rolle des Spezialisten und damit Expertise und Fachwissen? Dann sollte gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden: Wer hat Interesse an den Themen? Wie könnte also jemand aus dem bereits bestehendem Team weiterentwickelt werden und bspw. eine Fortbildung absolvieren? Oder kann das Team erweitert werden und so jemand für die fehlende Rolle rekrutiert werden?</br>
  
<b>Modelle zur Teamzusammensetzung</b> beschreiben, wie Teamrollen so konfiguriert werden können, dass die Teamzusammensetzung und anschließend die
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*<b>Welche Handlungsansätze sollen in der nächsten Zeit verfolgt werden?</b>
Team-Effektivität verbessert werden. <br>
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**Um die neu geschaffene Produktivität des Teams nach der Analyse zu erhalten, sollten direkte Maßnahmen für den Alltag abgeleitet und integriert werden. Das heißt, man braucht Handlungsansätze.
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**Ein Beispiel dazu: Wenn es oft zu Konflikten kommt, weil mehrere Kollegen sich als Macher sehen, dann könnte das Team den Machern einen bestimmten Zuständigkeitsbereich zuordnen, mit konkreten Aufgaben, die sich wenig überschneiden [12].</br>  
  
Die erste Art von Teamzusammensetzungsmodell ist ein <b>traditionelles Personal-Positions-Anpassungsmodell</b>, das die besondere Menge an individuellen Kenntnissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten und anderen Merkmalen bestimmt, die zu einer erfolgreichen Leistung in einer bestimmten Position oder Rolle beitragen.
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Damit die gemeinsame Analyse im Team erfolgreich verlaufen kann, ist eine gute Vertrauensbasis wichtig. Alle Rollen müssen wertgeschätzt werden und niemand darf abgestempelt werden. Wenn Sie sich als Führungskraft nicht sicher sind, ob Ihr Team für ein Vorgehen wie im Arbeitsblatt beschrieben bereit ist, beginnen Sie erstmal allein: Nutzen Sie das Handout und überlegen Sie aus Ihrer Sicht: Wer nimmt welche Rolle ein? Wen wollen Sie zu welcher (fehlenden) Rolle weiterentwickeln? Nutzen Sie dies dann als Basis für das nächste Mitarbeitergespräch.
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Das TRIAD Modell bietet ein Mittel zur Untersuchung des Rollengleichgewichts im Team. Untersuchungen zeigten, dass einige Rollen relativ eng beieinander liegen. <br>
 
So ließ sich herausfinden, dass Nr. 10 (Unterstützung der Teamarbeit) und Nr. 12 (Problemlöser) sich nahe stehen und daher in gewisser Weise miteinander verwandt sind, sodass diese Rollen vielleicht von einer einzigen Person übernommen werden könnten. <br>
 
Das Modell gibt auch Aufschluss darüber, welche Rollen unähnlich sind. So sind Nr. 7 (Soziales) und Nr. 11 (Evaluator) sich sehr unähnlich. Demnach wären diese beiden Rollen ungleicher und schwieriger von einer einzigen Person zu handhaben.
 
 
 
<b>Teamtrainingsmaßnahmen</b> können auch dazu dienen, eine effektive Rollenausübung zu unterstützen. Beispielsweise kann ein Cross-Training der Teammitglieder die Leistung des Teams und das Verständnis der Mitglieder für ihre eigene Rolle und die der anderen Teammitglieder, verbessern.
 
 
 
Ellis et al. (2005) stellten fest, dass <b>generische Teamarbeit</b>, das Training der Fähigkeiten, die Gesamtleistung des Teams verbessert hat. Andere Teamtrainingsmaßnahmen, die die effektive Rollenleistung unterstützen können, sind unter anderem <b>Teambuildung-Interventionen</b>.
 
 
 
== Teamrollen nach Belbin ==
 
 
 
Der britische Forscher M. Belbin ist schon im Jahr 1970 der Frage nachgegangen, wie sich das perfekte Team zusammenstellen lässt. Er fand heraus, dass ein Team vor allem dann erfolgreich ist, wenn unterschiedliche Typen zusammenarbeiten. Die richtige Kombination von verschiedenen Teamrollen macht das Team effizienter und die falsche Kombination macht es schwächer. Zudem fand er heraus: Einige Teamrollen sind für den Erfolg wichtiger als andere. Je unterschiedlicher die Persönlichkeiten in einem Team sind, desto vielseitiger und leistungsstärker ist es. Das liegt vor allem daran, dass dann umso mehr Kompetenzen in einem Team vertreten sind.
 
Wenn beispielsweise viele in einem bestehenden Team die Macher-Rolle besetzen, treffen wohl möglich zu viele "Alphatiere" aufeinander und es kann leichter zu Auseinandersetzungen kommen. Ebenso ungünstig wäre ein Fehlen des kreativen Ideengebers, denn so wäre das Team wohl möglich weniger einfallsreich. [4]
 
 
 
Belbins 5 Prinzipien zur Bildung eines effektiven Teams sind:
 
 
 
• Jedes Mitglied im Team vertritt eine funktionale Rolle und Teamrolle. Bsp.: Chefingenieur (funktionale Rolle), der im Team die Rolle des Beobachters übernimmt.
 
 
 
• Jedes Team braucht eine optimale Balance der funktionalen und der Teamrollen, die wiederum abhängig von den spezifischen Zielen und Aufgaben der Gruppe ist. In einem Forschungs- und Entwicklungsteam sind andere Teamrollen gefordert als in einem (Produktions-) Team, dass die Ideen umsetzen soll.
 
 
 
• Die Effektivität eines Teams ist abhängig von dem Ausmaß, in dem die Gruppenmitglieder sich selbst richtig einschätzen und an das Team anpassen, sowohl im Hinblick auf Fachwissen als auch auf die gegeben Teamrollen.
 
 
 
• Persönliche und geistige Fähigkeiten der Mitglieder prädestinieren sie für bestimmte Teamrollen und lassen sie als ungeeignet für andere erscheinen.
 
 
 
• Ein Team kann seine Ressourcen nur dann optimal nutzen, wenn eine ausreichende Bandbreite und Balance der Teamrollen gegeben ist. Ein Team kann noch so gute Ideen haben und Maßnahmen planen, die aber nicht umgesetzt werden, wenn der „Perfektionist“ fehlt, der auf Fristen und Zeitpläne hinweist, innerhalb derer das Geplante umgesetzt sein muss. [5]
 
 
 
[[File:Teamrollen_nach_Belbin.png|200px|thumb|left|Teamrollen nach Belbin]]
 
 
 
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==Reflexion des Konfliktpotenzials durch unterschiedliche Rollenerwartungen==
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<h3>Bedingungen des Verhaltens ändern </h3>
Handout für die Führungskraft zu den Rollen der einzelnen MA
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[[File:Rosenstiel.png|400px|thumb|right|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/c/c1/Handout_Bedingungen_des_Verhaltens_Rosenstiel.pdf|Handout Modell nach Rosenstiel [14]]]
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Um Rollenklarheit zu fördern, ist es wichtig geeignete Hebel zu identifizieren. Lutz von Rosenstiel entwickelte ein Modell, welches das individuelle Verhalten einer Person in einer Organisation und die Wechselbeziehungen zwischen den Teamleitenden und Teammitgliedern darstellt. Im nebenstehenden [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/c/c1/Handout_Bedingungen_des_Verhaltens_Rosenstiel.pdf <b>Handout</b>] können Sie mehr über dieses Modell erfahren. <br>
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[[File:Zahnrad Job Crafting.png|100px|thumb|left|link=https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/b/b7/Arbeitsblatt_Bedingungen_des_Verhaltens.pdf|Arbeitsblatt Bedingungen des Verhaltens]]
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Das Modell veranschaulicht, dass Sie als Führungskraft auf unterschiedliche Weise Einfluss auf das Verhalten Ihrer Mitarbeitenden nehmen können. Sollten Sie daher in der Reflexion festgestellt haben, dass die Rollen und damit verbundene Anforderungen an sich allen klar sind, dann nutzen Sie das folgende [https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/images/b/b7/Arbeitsblatt_Bedingungen_des_Verhaltens.pdf <b>Arbeitsblatt</b>], um die Bedingungen des Verhaltens gemeinsam mit ihrem Team zu reflektieren. Wählen Sie dafür jeweils ein relevantes Thema, einen Aufgabenblock oder ein Projekt aus und versuchen Sie rollenkonformes Verhalten zu erleichtern und rollenabweichendes Verhalten (also potentielle Konfliktauslöser oder -verstärker) zu reduzieren.
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<div style="clear: both;"></div>
  
• Handlungsansätze für einen Austausch zu Zielen und benötigten Rollen -> ermöglichen Verständnis untereinander für Unterschiedlichkeit der Personen.
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==Quellen==
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[1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. <i>Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52</i>, 405-415.<br>
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[2] Kauffeld, S., Ochmann, A., & Hoppe, D. (2019). Arbeit und Gesundheit. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (3rd ed., pp. 305–358). Berlin: Springer. <br>
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[3] Parker, S. K., Knight, C., & Ohly, S. (2017). The changing face of work design research: Past, present and future directions. The SAGE handbook of human resource management, 402-413. <br>
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[4] Schmidt, S., Roesler, U., Kusserow, T., & Rau, R. (2014). Uncertainty in the workplace: Examining role ambiguity and role conflict, and their link to depression—a meta-analysis. European Journal of Work and Organizational Psychology, 23(1), 91-106.<br>
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[5] Morrissette, A. M., & Kisamore, J. L. (2020). A Meta-Analysis of the Relationship between Role Stress and Organizational Commitment: the Moderating Effects of Occupational Type and Culture. Occupational Health Science 4, 23–42. https://doi.org/10.1007/s41542-020-00062-5.<br>
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[6] Scherrmann, U. (2015). Prophylaxe: Führungskräfte in der Verantwortung (pp. 105-138). In U. Scherrmann (Ed.), Stress und Burnout in Organisationen: Ein Praxisbuch für Führungskräfte, Personalentwickler und Berater. Berlin: Springer.<br>
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[7] Sischka, P. & Steffgen, G. (2017). Quality of Work Index: Wohlbefinden von Arbeitnehmern in Luxemburg. Better Work. Université du Luxembourg.<br>
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[8] Sischka, P. & Steffgen, G. (2017). Quality of Work Index: 3. Forschungsbericht zur Weiterentwicklung des Arbeitsqualitätsindexes in Luxemburg. Working Paper Inside. Université du Luxembourg. https://www.csl.lu/bibliotheque/publications/201735c93e.pdf<br>
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[9] Weinert, A. B. (2004). Organisations- und Personalpsychologie, 5. Aufl. Weinheim: Beltz.<br>
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[10] Kahn, R. L., Wolfe, D. M., Quinn, R. P., Rosenthal, R. A. & Snoek, J. D. (1964). Organizational Stress: Studies in Role Conflict and Ambiguity. New York: Wiley. <br>
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[11] Bauer, J. C., & Simmons, P. (2000). Role ambiguity: A review and integration of the literature. Journal of Modern Business, 3, 41-47.<br>
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[12] Belbin, R. M., Aston, B. R., & Mottram, R. D. (1976). Building Effective Management Teams. Journal of General Management, 3(3), 23–29. doi:10.1177/030630707600300303</br>
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[13] Belbin, R. M. (1981). Management teams: Why they succeed or fail. London: Heirnemann.</br>
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[14] Von Rosenstiel, L. (1988). Motivationsmanagement. In Funktionale Managementlehre (pp. 214-264). Berlin, Heidelberg: Springer.</br>
  
==Literatur==
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[[Media:Bildquellen Rollenklarheit VÄ.pdf | Bildquellen]] <br>
[1], [2] S. Kauffeld, Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor, Springer-Lehrbuch <br>
+
[https://praeventa.aundo-braunschweig.de/tipps/index.php?title=Main_Page  &copy; Präventa]
[3] https://de.wikiversity.org/wiki/Kurs:Team_und_Kommunikation_2/Rahmen_einer_Teamarbeit <br>
 
[4] https://www.impulse.de/management/personalfuehrung/teamrollen-nach-belbin/7305936.html <br>
 
[5] Kauffeld & Lorenzo, 4 A-Side <br>
 

Latest revision as of 17:20, 10 August 2021

Was ist Rollenklarheit?

Überlegen Sie kurz: Welche Rollen erfüllen sie persönlich im Alltag? Kollege, Führungskraft, Mutter/ Vater, Sohn/ Tochter, Partner, Freund/ Freundin, … Je länger Sie nachdenken, desto mehr Rollen werden Ihnen vermutlich einfallen. Grob können Rollen wie folgt einsortiert werden:

  • Berufsrollen: Pflegefachkraft, Laborant/in, Ingenieur/in, Arzt/Ärztin, Polizist/in, Lehrer/in, ...
  • Rangrollen: Auszubildende/r, Geselle/in, Vorgesetzte/r, ...
  • Rollen im Privatleben: Ehepartner/in, Elternteil, Vereinsangehörige/r, gute/r Freund/in
  • Das heißt, dass wir alle in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Rollen einnehmen. Jede Rolle ist mit bestimmten Erwartungen verknüpft und hat Rechte sowie Pflichten. Zudem sollten sich Rollen untereinander ergänzen und sind somit aufeinander angewiesen. Denken Sie zum Beispiel an einen Bauleiter und Handwerker: Unabhängig davon, welche Person diese Rolle ausfüllt, sind bestimmte Erwartungen mit der Rolle verbunden. Und damit Erfolg möglich ist, müssen die Rollen gut aufeinander abgestimmt sein.
    Rollenklarheit bedeutet demnach, dass (a) jeder seine/ihre eigenen Rollen kennt und weiß was von ihm/ ihr erwartet wird sowie (b) auch jeder weiß, was er/sie von anderen erwarten kann. Sie und Ihre Mitarbeitenden wissen also, wer wofür zuständig ist, wer welche Themen bearbeitet und wer für welche Themen spezialisiert ist [1]. Jede Person hat dabei ihre speziellen Aufgabenbereiche als Summe der Verhaltensmuster, die von der Person erwartet werden (d.h. welches Verhalten zeige ich in welcher Situation). In Organisationen ist oft die Arbeitsplatzbeschreibung die Grundlage für die Erwartungen an eine Rolle [1], [2].
    Doch warum ist Rollenklarheit so wichtig. Dies zeigen wir Ihnen im nächsten Absatz auf, bevor wir konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Rollenklarheit vorstellen.

    Warum ist Rollenklarheit im Arbeitsalltag wichtig?

    Die Kenntnis über die eigenen Rollen und die damit verbundenen Erwartungen helfen Ihren Mitarbeitenden stets alle Informationen, die zur Bewältigung ihrer Arbeitsaufgaben notwendig sind, parat zu haben bzw. sich einzuholen und Ansprechpartner zu spezifischen Themen zu kennen. Auch können sie so gut einschätzen, ob sie leisten können, was von ihnen erwartet wird und sich sonst bei Bedarf Unterstützung holen. Klar kommunizierte Erwartungen an andere Personen erleichtern zudem den Umgang untereinander.

    Studien belegen, dass eine hohe Rollenklarheit zu mehr Wohlbefinden führt [2], [3] und – im Gegensatz dazu – Rollenkonflikte die Gefahr für Depressionen verstärken und den Einsatz der Beschäftigten für die eigene Organisation abschwächen [4], [5]. Eine weitere positive Folge der Rollenklarheit zeigt sich in einer positiven Gestaltung von sozialen Beziehungen, da klare Verhältnisse in der jeweiligen Situation (beispielsweise zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden) geschaffen werden [6].

    Studien aus Luxemburg fassen die Kette sehr übersichtlich zusammen: Rollenklarheit wirkt positiv auf das Wohlbefinden, welches wiederum positiv mit der Arbeitszufriedenheit, -sicherheit und dem wahrgenommenem Respekt zusammenhängt. Gleichzeitig werden Stress, Mobbing und Burnout reduziert [7], [8].

    Auch Motivation und Partizipation nehmen zu, wenn Aufgaben- und Verantwortungsbereiche klar definiert sind [7], [8].


    Warum hat Rollenklarheit so weitreichende Effekte?

    • Insgesamt kann das Fehlen von Rollenklarheit als negative Stressquelle gesehen werden, sogenannter Rollenstress entsteht. Enttäuschung, Konflikte und Überlastung sind mögliche Folgen, welche wertvolle Energie kosten.
    • Sind Rollen und damit verbundene Erwartungen nicht klar definiert, kommt es zu Problemen und Missverständnissen, so dass Konflikte entstehen.
    • Klar definierte Rollen helfen mir selbst hingegen zu beurteilen, ob meine eigene Leistung dem entspricht, was von mir erwartet wird [9]. So kann ich bei Bedarf an meinem Verhalten etwas ändern oder mir dafür Unterstützung holen.
    • Wenn die Rollen anderer klar sind, weiß ich, was ich erwarten kann bzw. welches Verhalten auf mich zukommt. Das gibt Sicherheit.


    Warum gibt es so viele Rollenkonflikte?

    Die Gründe sind vielfältig: Widersprüchliche oder fehlende Informationen, nicht zu vereinbarende oder unklare Anforderungen oder rollenbezogene Überforderung sind wichtige Beispiele [5], [10], [11]. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick. Im Zentrum der Beispiele steht immer Herr M. (auch „Rollenträger“ genannt). Die unterschiedlichen Bilder um Herrn M. veranschaulichen seine zahlreichen Rollen: Herr M. ist berufstägig, hat eine Familie, fliegt gern in den Urlaub und spielt in seiner Freizeit Fußball. Wie können Rollenkonflikte hier entstehen?


    1. Der Inter-Sender-Konflikt: 2. Der Intra-Sender-Konflikt: 3. Der Inter-Rollen-Konflikt: 4. Der Person-Rollen-Konflikt:
    Zwei Personen (Rollensender) stellen unvereinbare Forderungen an den Rollenträger.
    Beispiel: Die Führungskraft (Rollensender 1) von Herrn M. (Rollenträger) wünscht eine zügige Abwicklung eines Personalentwicklungsprojekts, da dieses unrentabel ist. Der betreffende Kunde (Rollensender 2) wünscht eine enge Beratung durch Herrn M., die für diesen allerdings einen hohen Zeitaufwand bedeutet. In diesem Beispiel gibt es also zwei Personen aus dem beruflichen Bereich, die einen Rollenkonflikt bei Herrn M. auslösen [2].
    Eine Person stellt widersprüchliche Anforderungen an den Rollenträger.
    Beispiel: Die Führungskraft von Herrn M. beauftragt ihn mit einer Präsentation bei der anstehenden Betriebsversammlung. Diese wird bereits in der kommenden Woche mit wichtigen Teilnehmenden stattfinden, weshalb die Präsentation nach Aussage der Führungskraft oberste Priorität bekommt und andere Aufträge zurückgestellt werden müssen. Einen Tag später erfährt Herr M. von seiner Führungskraft, dass er sie ab sofort bei einem mehrtägigen Termin mit einem wichtigen Kunden vertreten soll. Auch hier ist demnach nur der berufliche Bereich betroffen – in diesem Fall sogar nur eine weitere Person [2].
    Es gibt einen Rollenträger, der unterschiedliche, miteinander nicht vereinbare Rollen erfüllen muss.
    Beispiel: Herr M. hat aktuell sehr viel zu tun - durch umfangreiche Arbeitsprojekte bleiben Überstunden nicht aus. Der weite Weg zu seinem Arbeitsplatz kostet ihn täglich zusätzlich viel Zeit, wodurch er nur sehr wenig Freizeit hat. Seine Ehefrau wünscht sich mehr Unterstützung seinerseits im Haushalt und bei der Pflege des Opas, da sie selbst sich beruflich fortbilden möchte. In diesem Beispiel liegt der Konflikt also zwischen Rollen aus unterschiedlichen Lebensbereichen – Arbeit und Beruf scheinen nicht gut vereinbar zu sein [2].
    Die Anforderungen der Rolle stehen im Konflikt zu den Werten des Rollenträgers.
    Beispiel: Herrn M. ist Offenheit und Ehrlichkeit sehr wichtig. Er möchte immer, dass seine Kollegen wissen, woran Sie sind. Allerdings wurde ihn nun untersagt, Informationen zur geplanten Umstrukturierung weiterzugeben – obwohl dies für einzelne Kollegen mit einer Versetzung in ein anderes Bundesland verbunden ist [2].
    Inter-Sender-Konflikt © Präventa
    Intra-Sender-Konflikt © Präventa
    Inter-Rollen-Konflikt © Präventa
    Person-Rollen-Konflikt © Präventa


    Was kann für mehr Rollenklarheit getan werden?

    Rollenkonflikte aufdecken und Ursachen klären

    Reflexionsbogen Konflikte aufdecken & Ursachen klären

    Wenn Sie die Rollenklarheit in Ihrem Team fördern möchten, ist es zunächst wichtig zu überlegen, wie Sie im Team zu diesem Thema aufgestellt sind und woher mögliche Probleme und Rollenkonflikte kommen können. Reflektieren Sie daher für Ihr Team:

    • Welche Rollen gibt es in Ihrem Team?
    • Wer aus Ihrem Team übernimmt welche Rollen?
    • Welche Rollen in Ihrem Team sind klar verteilt und mit klaren Erwartungen verbunden? Wo müssen Strukturen und Anforderungen hingegen nachgeschärft werden?

    Bedenken Sie dabei: Berufsrollen können sich im Team in einzelne Bestandteile aufsplitten lassen. So können z.B. 3 Personen gleichen Berufes in einem Projekt gemeinsam arbeiten und die gleichen Arbeitsplatzbeschreibungen haben. Im Projekt jedoch übernehmen diese Mitarbeitenden unterschiedliche Aufgaben: Eine Person könnte die Projektkoordination und -dokumentation übernehmen, kreative Ideen einbringen, die eigentliche Aufgabenbearbeitung jedoch eher delegieren und dann Zwischenfeedback geben. Die anderen beiden Personen sammeln alle Ideen und setzen diese um. Ihre Rolle ist es Einzelaufgaben zu bearbeiten und den Stand der Bearbeitung zu kommunizieren.

    Das Bespiel zeigt: Es ist wichtig hinter die formale Rolle zu schauen und zu überlegen, wer konkret was ins Team einbringt und welche Rolle übernimmt. Mit dem nebenstehenden Reflexionsbogen können Sie daher die Rollenerwartungen und -pflichten Ihres Teams für sich sammeln, Rollenkonflikte in Ihrem Team aufdecken, transparent machen und deren Ursachen analysieren.


    Entscheiden Sie, auf Basis Ihrer Selbstreflexion, nun folgend welcher nächste Schritt oder welche nächsten Schritte für Sie und Ihr Team am besten passen.
    1) Wenn Sie meinen, die Erwartungen an die Rollen Ihrer Mitarbeitenden seien unklar oder widersprüchlich, ist es wichtig, dass Sie zum einen Ihre eigenen Erwartungen als Führungskraft sehr klar haben (oder diese zunächst für sich klären) und dann folgend das Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden suchen. Nutzen Sie zur Vorbereitung der Gespräche den ausgefüllten Reflexionsbogen.

    2) Sie haben das Gefühl, dass bestimmte Rollen nicht gut zu bestimmten Teammitgliedern passen (bspw. aufgrund anderer (privater) Rollen, Rollenüberforderung, anderen Werten, …)? Dann können Sie anregen im Team über eine andere Verteilung nachzudenken – bspw. mit der Teamanalyse nach Belbin.

    3) Ihre Analyse zeigt aus Ihrer Sicht, dass Rollen klar verteilt sind, Erwartungen geklärt sind und auch eine gute Passung zwischen Rollen und Teammitgliedern vorliegt? Es sollte also eigentlich alles klar sein - dennoch gibt es hier Probleme? Dann können Sie anhand der Bedingungen des Rollenverhaltens nach Rosenstil überlegen, welche Ursachen es dafür gibt, dass bisher trotzdem kein rollenkonformes Verhalten gezeigt wird. Auch das können Sie dann gemeinsam mit Ihrem Team in Besprechungen weiter reflektieren.

    Teamanalyse nach Belbin

    Handout Teamrollen nach Belbin
    Arbeitsblatt Teamrollen nach Belbin, © Kauffeld & Lorenzo

    Die britische Forscherin M. Belbin ist schon im Jahr 1970 der Frage nachgegangen, wie sich das perfekte Team zusammenstellen lässt. Sie fand heraus, dass ein Team vor allem dann erfolgreich ist, wenn unterschiedliche Typen zusammenarbeiten. Sie kam zum Entschluss, dass die richtige Kombination verschiedener Teamrollen das Team effizienter macht. Denn nur durch unterschiedliche Rollen sind im Team auch unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten vertreten. Im Laufe der Zeit wurden unterschiedliche Modelle zu Teamrollen entwickelt. Wir stellen hier die 9 Teamrollen nach Belbin vor, da deren Anwendung in der Praxis eingängig ist. Jede der Rollen hat dabei typische Stärken und Schwächen [12],[13] – es geht also nicht darum zu stigmatisieren, sondern vielmehr darum aus allen Rollen das Beste zu vereinen. Im Handout zu den Teamrollen nach Belbin können Sie sich über die Teamrollen sowie die jeweiligen Stärken und Schwächen informieren.

    Wird ein Team neu gegründet, können die Teamrollen helfen, die optimale Besetzung zu finden. Aber auch bei bestehenden Teams lohnt sich der Blick auf die Teamrollen: In einem gemeinsamen Workshop können Sie auf die einzelnen Rollen in Ihrem Team schauen, überlegen welche Rolle jede/r Mitarbeitende seiner oder ihrer Meinung nach am ehesten einnimmt und einnehmen mag. Die Erkenntnis der eigenen Teamrolle kann Mitarbeitende motivieren.

    Im Workshop können Sie sich zum Ziel setzen ein Gesamtbild des Teams für alle aufzuzeigen. Dazu können Sie sich an den Schritten im zugehörigen Arbeitsblatt orientieren. Zuerst ist es dabei hilfreich, die Bedeutung der einzelnen Teamrollen allgemein zu besprechen. Daraufhin kann gemeinsam überlegt werden, wer sich in welcher Rolle bereits wiederfindet und welche Rollen wann zusätzlich hilfreich wären und wer diese dann je übernehmen kann.

    Beispiele:

    • Welche Rollen sind bereits gut besetzt und welche Rollen bräuchte man noch im Team?
      • Ist das Team zum Beispiel stark im Kommunikationsbereich, braucht es eventuell mehr wissensorientierte Rollen, um erfolgreich zu sein. Wenn beispielsweise ein kreativer Ideengeber fehlt wäre das Team zu wenig einfallsreich. Oder fehlt die Rolle des Spezialisten und damit Expertise und Fachwissen? Dann sollte gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden: Wer hat Interesse an den Themen? Wie könnte also jemand aus dem bereits bestehendem Team weiterentwickelt werden und bspw. eine Fortbildung absolvieren? Oder kann das Team erweitert werden und so jemand für die fehlende Rolle rekrutiert werden?
    • Welche Handlungsansätze sollen in der nächsten Zeit verfolgt werden?
      • Um die neu geschaffene Produktivität des Teams nach der Analyse zu erhalten, sollten direkte Maßnahmen für den Alltag abgeleitet und integriert werden. Das heißt, man braucht Handlungsansätze.
      • Ein Beispiel dazu: Wenn es oft zu Konflikten kommt, weil mehrere Kollegen sich als Macher sehen, dann könnte das Team den Machern einen bestimmten Zuständigkeitsbereich zuordnen, mit konkreten Aufgaben, die sich wenig überschneiden [12].

    Damit die gemeinsame Analyse im Team erfolgreich verlaufen kann, ist eine gute Vertrauensbasis wichtig. Alle Rollen müssen wertgeschätzt werden und niemand darf abgestempelt werden. Wenn Sie sich als Führungskraft nicht sicher sind, ob Ihr Team für ein Vorgehen wie im Arbeitsblatt beschrieben bereit ist, beginnen Sie erstmal allein: Nutzen Sie das Handout und überlegen Sie aus Ihrer Sicht: Wer nimmt welche Rolle ein? Wen wollen Sie zu welcher (fehlenden) Rolle weiterentwickeln? Nutzen Sie dies dann als Basis für das nächste Mitarbeitergespräch.

    Bedingungen des Verhaltens ändern

    Handout Modell nach Rosenstiel [14]

    Um Rollenklarheit zu fördern, ist es wichtig geeignete Hebel zu identifizieren. Lutz von Rosenstiel entwickelte ein Modell, welches das individuelle Verhalten einer Person in einer Organisation und die Wechselbeziehungen zwischen den Teamleitenden und Teammitgliedern darstellt. Im nebenstehenden Handout können Sie mehr über dieses Modell erfahren.

    Arbeitsblatt Bedingungen des Verhaltens

    Das Modell veranschaulicht, dass Sie als Führungskraft auf unterschiedliche Weise Einfluss auf das Verhalten Ihrer Mitarbeitenden nehmen können. Sollten Sie daher in der Reflexion festgestellt haben, dass die Rollen und damit verbundene Anforderungen an sich allen klar sind, dann nutzen Sie das folgende Arbeitsblatt, um die Bedingungen des Verhaltens gemeinsam mit ihrem Team zu reflektieren. Wählen Sie dafür jeweils ein relevantes Thema, einen Aufgabenblock oder ein Projekt aus und versuchen Sie rollenkonformes Verhalten zu erleichtern und rollenabweichendes Verhalten (also potentielle Konfliktauslöser oder -verstärker) zu reduzieren.

    Quellen

    [1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52, 405-415.
    [2] Kauffeld, S., Ochmann, A., & Hoppe, D. (2019). Arbeit und Gesundheit. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (3rd ed., pp. 305–358). Berlin: Springer.
    [3] Parker, S. K., Knight, C., & Ohly, S. (2017). The changing face of work design research: Past, present and future directions. The SAGE handbook of human resource management, 402-413.
    [4] Schmidt, S., Roesler, U., Kusserow, T., & Rau, R. (2014). Uncertainty in the workplace: Examining role ambiguity and role conflict, and their link to depression—a meta-analysis. European Journal of Work and Organizational Psychology, 23(1), 91-106.
    [5] Morrissette, A. M., & Kisamore, J. L. (2020). A Meta-Analysis of the Relationship between Role Stress and Organizational Commitment: the Moderating Effects of Occupational Type and Culture. Occupational Health Science 4, 23–42. https://doi.org/10.1007/s41542-020-00062-5.
    [6] Scherrmann, U. (2015). Prophylaxe: Führungskräfte in der Verantwortung (pp. 105-138). In U. Scherrmann (Ed.), Stress und Burnout in Organisationen: Ein Praxisbuch für Führungskräfte, Personalentwickler und Berater. Berlin: Springer.
    [7] Sischka, P. & Steffgen, G. (2017). Quality of Work Index: Wohlbefinden von Arbeitnehmern in Luxemburg. Better Work. Université du Luxembourg.
    [8] Sischka, P. & Steffgen, G. (2017). Quality of Work Index: 3. Forschungsbericht zur Weiterentwicklung des Arbeitsqualitätsindexes in Luxemburg. Working Paper Inside. Université du Luxembourg. https://www.csl.lu/bibliotheque/publications/201735c93e.pdf
    [9] Weinert, A. B. (2004). Organisations- und Personalpsychologie, 5. Aufl. Weinheim: Beltz.
    [10] Kahn, R. L., Wolfe, D. M., Quinn, R. P., Rosenthal, R. A. & Snoek, J. D. (1964). Organizational Stress: Studies in Role Conflict and Ambiguity. New York: Wiley.
    [11] Bauer, J. C., & Simmons, P. (2000). Role ambiguity: A review and integration of the literature. Journal of Modern Business, 3, 41-47.
    [12] Belbin, R. M., Aston, B. R., & Mottram, R. D. (1976). Building Effective Management Teams. Journal of General Management, 3(3), 23–29. doi:10.1177/030630707600300303
    [13] Belbin, R. M. (1981). Management teams: Why they succeed or fail. London: Heirnemann.
    [14] Von Rosenstiel, L. (1988). Motivationsmanagement. In Funktionale Managementlehre (pp. 214-264). Berlin, Heidelberg: Springer.

    Bildquellen
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