Private Unterstützung - Was können Sie persönlich für sich tun?

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Was ist private Unterstützung?

Private Unterstützung können wir von allen Menschen in unserem Umfeld erhalten - egal ob Freunde/innen, Bekannte oder Familie. Häufig erhalten wir sie von den Menschen, die uns am nächsten stehen. Diese Unterstützung kann auf ganz verschiedene Weise geschehen: Manchmal hilft es schon, wenn jemand ein offenes Ohr für uns hat oder unsere Familie uns bei schwierigen Entscheidungen beisteht. Manchmal beschreibt diese Form von Unterstützung auch einfach das Gefühl, sich auf jemanden verlassen zu können und nicht alleine zu sein [1,2].

Die Formen der Unterstützung sind vielfältig [3,4]:

So können wir beispielsweise von praktischer Unterstützung profitieren, die uns direkt bei einer konkreten Problemstellung voranbringt oder uns in einer Notlage hilft. Beispielsweise gehört die Pflege von Angehörigen dazu oder auch generelle Hilfestellungen in verschiedenen Lebenslagen.
Eng damit verbunden ist die informationelle Unterstützung. Sie umfasst vor allem hilfreiche Informationen, Wissen oder Tipps, die uns zugänglich gemacht werden. Z.B. die Empfehlung einer Freundin oder eines Freundes für eine bestimmte Autowerkstatt, wenn der Zahnriemen neu gemacht werden muss.
Genauso wichtig ist emotionale und motivationale Unterstützung, die vor allem auf Trost, Ermutigung, Wertschätzung und Vertrauen beruht. In manchen Situationen hilft allein das Teilen unserer Sorgen oder Probleme mit anderen und manchmal geht es uns nach einem guten Gespräch bereits besser. Auch körperlicher Kontakt wie Zärtlichkeiten oder Sexualität spenden uns Trost und senken den Stresspegel.
Auch materielle Unterstützung durch finanzielle Zuwendungen oder die Bereitstellung von Wohnraum ist eine Form der Unterstützung.
Wichtig ist es, weiterhin Teil einer Gemeinschaft, wie z.B. einer Familie, eines Freundeskreises, eines Sportvereins oder ähnlichem zu sein. Dies gibt uns das Gefühl von Geborgenheit und Gemeinsamkeit. Unter Gleichgesinnten mit ähnlichen Werten, Normen und Prinzipien können wir uns leichter entspannen und schneller abschalten.

Es gibt einige Strategien, unsere sozialen Kontakte zu pflegen und so eine breite private Unterstützung zu erhalten. Bevor diese Strategien vorgestellt werden, wird zunächst aufgezeigt, warum dieses Thema für das eigene Wohlbefinden so wichtig ist.

Warum ist private Unterstützung wichtig?

Private Unterstützung ist eine wichtige Ressource im Umgang mit Herausforderungen, Stress oder schwierigen Lebensphasen. So kann private Unterstützung beispielsweise dazu beitragen, Stress im Vorfeld zu verhindern [2,3]. Allerdings senkt eine gute soziale Einbindung nicht nur den Stress, sondern sogar die Sterberate [5]. So trägt soziale Unterstützung beispielsweise dazu bei, dass die Folgen einer Herzoperation besser bewältigt werden können [6]. Um die Bedeutung privater Unterstützung zu verstehen ist es zudem wichtig zu wissen, dass die Menschen mit denen wir uns umgeben, maßgeblich unsere Gesundheit, unsere Gewohnheiten und unser gesamtes Leben beeinflussen [4]. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht genauso ansteckend sind wie Glück und Zufriedenheit [7,8,9,10]. Das heißt, wenn wir viele Freunde/innen und Bekannte haben, die rauchen, werden wir mit größerer Wahrscheinlichkeit selber auch zu Rauchern. Wenn wir viele glückliche Menschen in unserer Umgebung haben, sind wir selber auch eher glücklich mit unserem Leben.

Es gibt also viele gute Gründe sich einen gesunden Bekannten- und Freundeskreis aufzubauen und ihn zu pflegen. Was sich hinter dem Begriff "Soziales Netzwerk" verbirgt, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Was ist ein soziales Netzwerk?

In der heutigen Zeit verbinden wir soziale Netzwerke häufig mit online Dienstleistern wie beispielsweise Facebook. Das soziale Netzwerk bezieht sich im Allgemeinen jedoch auf sämtliche soziale Kontakte in unserem Leben (Familie, Freunde/innen, Nachbarn/innen, Kollegen/innen, etc.) - online sowie offline. Um sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie Ihr eigenes soziales Netzwerk aussieht, schauen Sie sich das erste Handout "Mein soziales Netzwerk" unter der Überschrift "Übungen" an.

Abbildung 1. Beispiel für ein soziales Netzwerk, in Anlehnung an [2]

Zu jedem Menschen in unserem sozialen Netzwerk haben wir eine ganz einzigartige Beziehung. Mit einigen Freunden oder Freundinnen fällt es uns leicht, über Gefühle und Probleme zu sprechen, mit anderen teilen wir die Leidenschaft eines gemeinsamen Hobbys und zu wieder anderen pflegen wir eine zweckmäßige Beziehung, zum Beispiel zu Kollegen/innen oder Nachbarn/innen. So wie verschiedene Beziehungen unterschiedliche Funktionen erfüllen, bieten sie uns auch ganz unterschiedliche Formen der Unterstützung (siehe oben) [2]. Besonders viel Unterstützung bekommen wir von Menschen, die mehrere Rollen einnehmen und mit denen wir in unterschiedlichen Lebensbereichen in Berührung kommen. So kann ein/e Kollege/in beispielsweise auch ein/e Freund/in sein und ein/e Verwandte/r kann außerdem im gleichen Sportverein sein wie man selbst. Psychologische und emotionale Unterstützung wie zum Beispiel Trost, Aufmunterung oder Zuspruch erhalten wir vor allem von Freunden/innen im privaten Kontext, mit denen wir in mehreren Lebensbereichen Kontakt haben. Berufliche oder karrierebezogene Unterstützung erhalten wir hingegen vor allem von Kolleginnen oder Kollegen aus dem Arbeitskontext, mit denen wir auf vielfältige Weise zusammenarbeiten [11].

Was Sie für private Unterstützung tun können

Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk

Unser Freundes- und Bekanntenkreis unterliegt im Laufe unseres Lebens einer stetigen Veränderung. Einige Freunde und Freundinnen begleiten uns ein Leben lang. Andere Kontakte sind hingegen nicht dauerhaft. Menschen verschwinden aus unserem Leben durch kritische Lebensereignisse (z.B. Scheidung oder Tod), aber auch durch veränderte Interessen oder mangelnde Ressourcen. Eine gewisse Veränderung in unserem Netzwerk ist also ganz normal. Allgemein ist es sinnvoll unser soziales Netzwerk regelmäßig zu pflegen und bei Bedarf weiter auszuweiten oder neu aufzubauen, da ein gesundes soziales Netzwerk und positive Beziehungen aktiv zu unserem Wohlbefinden beitragen [4]. Der Aufbau und die Pflege von Kontakten erfordert allerdings ein gewisses Maß an Anstrengung und Geduld und geht sowohl mit sehr positiven Erfahrungen als auch mit Frustrationserlebnissen einher. Generell unterscheidet man zwischen Netzwerkaufbau, Netzwerkpflege und Netzwerknutzung [2].

Tipps zur Pflege Ihres Netzwerks

Im Alltag ist es manchmal gar nicht so leicht, die eigenen Kontakte regelmäßig zu pflegen und besonders schwer fällt uns meist der Beziehungsaufbau zu neuen Personen. Im Folgenden ein paar einfache Tipps, wie Sie Ihr soziales Netzwerk pflegen oder neue Kontakte aufbauen können [in Anlehnung an 2]:

Abbildung 2. Tipps zum Netzwerkaufbau und zur Netzwerkpflege, in Anlehnung an [2]

Übungen

Um über Ihr soziales Netzwerk nachzudenken und zu überlegen, welche Personen darin enthalten sind, öffnen Sie Arbeitsblatt 1.

Um sich damit auseinanderzusetzen, wie Ihr soziales Netzwerk in der Zukunft aussieht und was Sie sich für ihre sozialen Beziehungen wünschen, hören Sie sich den Podcast an und nutzen Sie nachfolgend außerdem Arbeitsblatt 2, um Ihre Erkenntnisse festzuhalten.

1.Arbeitsblatt: Mein soziales Netz
2. Arbeitsblatt: Blick in die Zukunft
Podcast: Blick in die Zukunft [3,12]

Beratungsstellen

Bei akuten Belastungen können über die Private Unterstützung hinaus Beratungs- oder Krisenanlaufstellen helfen, mit diesen Situationen umzugehen. Im Folgenden finden Sie ein paar wichtige Adressen:

  • Der Sozialpsychiatrische Dienst bietet in Braunschweig eine Anlaufstelle für Menschen in akuten Krisensituationen. Weitere Informationen finden Sie hier.
  • Eine Reihe von weiteren Anlaufstellen in Notlagen und Telefonnummern für Krisensituationen finden Sie hier.
  • Die Nummer gegen Kummer ist das größte kostenlose telefonische Beratungsangebot in Deutschland - weitere Informationen dazu finden Sie hier. Sie können dort ebenfalls eine Online-Beratung per E-Mail oder Chat nutzen.

Wenn Sie das Gefühl haben, weitere Unterstützung von außen zu benötigen, haben wir Ihnen hier weitere Informationen zu verschiedenen Unterstützungsangeboten und -möglichkeiten, z.B. in den Bereichen Beratung, Coaching oder Therapie, zusammengefasst.


Weiterführende Quick Wins, Ideen und Impulse

In Gesprächen mit Mitarbeitenden, Führungskräften und Experten aus der Praxis wurden zusätzliche Ideen und Impulse gesammelt. Diese spiegeln somit persönliche Erfahrungen aus der Praxis wieder, die nicht per se wissenschaftlich gesichert sind. Gern können Sie diese Ideen und Impulse als zusätzliche Inspiration nutzen.

  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Liebsten. Häufig wollen uns Freunde/innen oder Familienmitglieder helfen und unterstützen, aber wissen nichts von unseren Problemen, weil wir uns zu wenig Zeit nehmen, um uns mit ihnen darüber auszutauschen. Häufig hilft es schon mit jemandem darüber zu reden, was einen gerade belastet oder einem den Schlaf raubt. Planen Sie genug Zeit mit den Menschen ein, die Ihnen wichtig sind. So müssen Sie auch in schwierigen Phasen Ihre Last nicht alleine tragen. Die Pflege von Freundschaften und des sozialen Netzwerks trägt zur langfristigen Stressbewältigung und Regeneration bei [3]. Dies kann auch über Entfernung digital geschehen.
  • Nehmen Sie Unterstützung an. Wenn Freunde/innen und Familie erst von schwierigen Situationen oder Problemen wissen, wollen sie uns häufig zur Seite stehen, aber wir trauen uns nicht oder haben ein zu schlechtes Gewissen, um ihre Unterstützung anzunehmen oder danach zu fragen - trauen Sie sich! Meistens sind unsere Freunde/innen und Angehörigen froh darüber, uns beistehen zu können. Nicht nur wir profitieren von der Hilfeleistung, sondern meist auch der/die Helfende - Helfen macht glücklich. Außerdem wirkt es beziehungsfördernd, wenn wir unseren Gefühlen Ausdruck verleihen. Und das rechtzeitige Sprechen über gewisse Probleme verhindert sogar manchmal, dass sie uns weiter belasten oder schwerwiegender werden [3].

Quellen

[1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52, 405-415.

[2] Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress (3., vollständig überarbeitete Auflage). Heidelberg: Springer.

[3] Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung, 2. Auflage. Heidelberg: Springer.

[4] Klärner, A., Gamper, M., Keim-Klärner, S., von der Lippe, H., Moor, I., Richter, M., & Vonneilich, N. (2020). Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten–eine neue Perspektive für die Forschung. In Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten (pp. 1-30). Springer VS, Wiesbaden.

[5] Berkman, L. F., & Syme, S. L. (1979). Social networks, host resistance, and mortality: A nine-year follow-up study of alameda county residents. American Journal of Epidemiology, 109(2), 186–204

[6] Schwarzer, R., & Knoll, N. (2007). Functional roles of social support within the stress and coping process: A theoretical and empirical overview. International Journal of Psychology, 42(4), 243–252.

[7] Christakis, N. A., & Fowler, J. H. (2007). The Spread of obesity in a large social network over 32 years. New England Journal of Medicine, 357, 370–379.

[8] Christakis, N. A., & Fowler, J. H. (2008). The collective dynamics of smoking in a large social network. New England Journal of Medicine, 358(21), 2249–2258.

[9] Fowler, J. H., & Christakis, N. A. (2008). Dynamic spread of happiness in a large social network: Longitudinal analysis over 20 years in the Framingham Heart Study. British Medical Journal (BMJ), 337, a2338.

[10] Rosenquist, J. N., Murabito, J., Fowler, J. H., & Christakis, N. A. (2010). The spread of alcohol consumption behavior in a large social network. Annals of Internal Medicine, 152(7), 426.

[11] Barthauer, L., Spurk, D., & Kauffeld, S. (2018). Psychosocial and career support from different types of role-multiplexity in developmental relationships. Psychology, 9(8), 2135-2158.

[12] Gemafreie Musik von musicfox: www.musicfox.com/info/kostenlose-gemafreie-musik


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