Ganzheitlichkeit - Was können Sie persönlich für sich tun?

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Was ist Ganzheitlichkeit?

Ganzheitlichkeit im Arbeitskontext bedeutet, dass eine Aufgabe von Anfang bis Ende bearbeitet wird und in sich abgeschlossen ist. Das Arbeitsergebnis ist dabei für die ausführende Person sichtbar. Dies beinhaltet auch, dass alle Arbeitsschritte für die eigene Aufgabe selbst geplant und im Blick behalten werden. Somit führt eine Person bei einer ganzheitlichen Arbeit eine Tätigkeit nicht nur aus, sie bereitet sie ebenso vor und kontrolliert gegebenenfalls auch das Ergebnis. Dies gilt sowohl für Dienstleistungen (wie eine Beratung) als auch für Produkte (wie die Herstellung von Waren) [1; 2; 3].

Warum ist es wichtig auf Ganzheitlichkeit zu achten?

Ganzheitliche Tätigkeiten haben vielfache positive Auswirkungen. Allem voran führen sie zu größerer Arbeitsleistung [4]. Sie erhöhen jedoch auch das Motivationspotenzial und darüber die intrinsische Arbeitsmotivation, die Arbeitsqualität und die Arbeitszufriedenheit [3; 5]. Zusätzlich senken ganzheitliche Tätigkeiten die Abwesenheit sowie die Fluktuationsrate [5].
Sind Aufgaben hingegen stark zerstückelt und aufgeteilt, wie es zum Beispiel am Fließband der Fall ist, dann entstehen Unzufriedenheit sowie Demotivation und die Leistung nimmt ab [6].

Was kann für ganzheitliche Arbeit getan werden?

Aktuelle Arbeitsgestaltung

To Do Listen

To Do Liste

To Do Listen können Ihnen Ihre einzelnen Arbeitsschritte strukturiert aufzeigen. Dadurch ist es gut möglich sich vor Augen zu führen, welche einzelnen Schritte Sie bei der Bewältigung Ihrer Aufgaben bereits abdecken. Vielleicht planen und kontrollieren Sie einen Teil Ihrer Aufgaben ja bereits, ohne dass es Ihnen vorher bewusst war. Daher kann eine solche To Do Liste Ihnen bereits ein Gefühl von Ganzheitlichkeit vermitteln, aber auch sichtbar machen, welche einzelnen Schritte zur ganzheitlichen Aufgabenbewältigung Ihnen vielleicht noch fehlen. Nutzen Sie gern das Arbeitsblatt, um Aufgaben in allen Einzelschritten zu planen und die einzelnen Schritte bewusst wahrnehmen zu können. So entsteht vielleicht bereits ein ganzheitlicheres Gefühl.

Zukünftige Arbeitsgestaltung

Job Crafting

Job Crafting

Job Crafting umfasst alle Arbeitsgestaltungsmaßnahmen, die Sie selbst zur Gestaltung Ihres Arbeits- und Aufgabenbereichs umsetzen können. Dies kann sowohl auf der reinen Aufgabenebene passieren, als auch auf geistiger, emotionaler oder sozialer Ebene. Somit können Sie Ihre Tätigkeit bis zu einem gewissen Grad nach Ihren Vorstellungen modellieren [7]. Dies kann helfen, den sogenannten Person-Job-Fit - die Passung zwischen Ihnen und Ihrer Tätigkeit - zu erhöhen. Das Ziel dabei ist unter anderem, größere Sinnhaftigkeit in der eigenen Tätigkeit zu erschaffen. Das setzt voraus, dass Ihnen eine gewisse Autonomie eingeräumt wird und Sie durch Ihre Führungskraft unterstützt werden [8]. Auf diesem Arbeitsblatt finden Sie eine Anleitung, wie Sie selbst Job Crafting betreiben können.

Job Enrichment

Job Enrichment Übersicht, in Anlehnung an [9]

Job Enrichment ist eine Strategie der Arbeitsumstrukturierung, bei der die Aufgabeninhalte vergrößert oder bereichert („enrichment“) werden [7]. Dabei liegt der Fokus nicht auf der Arbeitsmenge (Quantität) sondern auf den Arbeitsinhalten (Qualität).

Im Rahmen von Job Enrichment erhalten Sie zusätzlich zu den aktuellen Arbeitstätigkeiten weitere Aufgaben auf einem höheren Anforderungsniveau. Dabei wird Ihr Handlungs- und Entscheidungsspielraum vergrößert, sodass Sie selbst mehr Verantwortung und Kontrolle über Ihre Tätigkeit haben [7].

Das kann bedeuten, dass Sie zusätzlich zur Durchführung einer Aufgabe auch die Planung, Steuerung und Kontrolle der Aufgabe mit übernehmen. Damit vergrößert sich Ihr Handlungsspielraum und Sie erhalten einen ganzheitlichen Arbeitsprozess statt nur einzelner Teilaufgaben [7]. Ein Beispiel hierfür ist, dass Sie in einem Projekt nicht nur Ihre eigentliche Aufgabe übernehmen, sondern auch das Budget im Vorfeld planen sowie nachkontrollieren, ob dieses eingehalten und die Ziele des Projekts erreicht wurden. Zum Job Enrichment gehört auch, dass Sie bei Problemen zunächst selbst Lösungen suchen, bevor Sie sich an Ihre Führungskraft wenden. Dies steigert Ihr Verantwortungsgefühl gegenüber der Aufgabe [1]. Beispielsweise kann ein unvorhergesehener Zwischenfall eine schnelle Lösung erfordern, die Sie in eigenem Ermessen suchen, da Sie selbst Experte für Ihre Tätigkeit sind.

Sprechen Sie dazu mit Ihrer Führungskraft und erfragen Sie auch ihre Vorstellungen. Nicht immer geht es darum, mehr Verantwortung zu übernehmen, weshalb Sie zusammen realistisch prüfen sollten, ob Job Enrichment oder auch Job Crafting in Frage kommt und in welchem Umfang bzw. zu welchem Zeitpunkt.

Schauen Sie sich zur Verdeutlichung von Job Enrichment das folgende Fallbeispiel an:

Anwendungsbeispiel Job Enrichment, in Anlehnung an [7]

Gespräch mit Ihrer Führungskraft

Wenn Sie anhand der Ausführungen zu Job Crafting und Job Enrichment festgestellt haben, dass Sie konkrete Bereiche ändern möchten, um die Ganzheitlichkeit Ihrer Arbeit zu erhöhen, dann können Sie nun das Gespräch mit Ihrer Führungskraft suchen. Nutzen Sie hierzu gerne das Arbeitsblatt zur Vorbereitung und Strukturierung des Gesprächs.

Vorbereitung Gespräch


Quellen

[1] Hackman, J., & Oldham, G. R. (1980). Work redesign. Reading, MA: Addison-Wesley.
[2] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52, 405-415.
[3] Kauffeld, S., & Schermuly, C.C. (2019) Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (3. Aufl., S. 237-260). Berlin, Deutschland: Springer.
[4] Fried, Y., & Ferris, G. R. (1987). The validity of the Job Characteristics Model: A review and meta-analysis. Personnel Psychology, 40, 287–322. doi:10.1111/j.1744-6570.1987.tb00605.x
[5] Struhs-Wehr, K. (2017). Betriebliches Gesundheitsmanagement und Führung: Gesundheitsorientierte Führung als Erfolgsfaktor im BGM. Wiesbaden, Deutschland: Springer. doi:10.1007/978-3-658-14266-7
[6] Dzudzek, J. (2010). Ganzheitlichkeit. In D. Kroll & J. Dzudzek (Hrsg.), Neue Wege des Gesundheitsmanagements (1. Aufl., S. 43-48). Wiesbaden, Deutschland: Gabler.
[7] Kauffeld, S., & Martens, A. (2019). Arbeitsanalyse und -gestaltung. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (3. Aufl., S. 261-303). Berlin, Deutschland: Springer.
[8] Bakker, A. B. (2010). Engagement and "job crafting": Engaged employees create their own great place to work. In S. L. Albrecht (Hrsg.), New horizons in management. Handbook of employee engagement: Perspectives, issues, research and practice (S. 229–244). Edward Elgar Publishing. doi:10.4337/9781849806374.00027
[9] Nerdinger, F. (1995). Motivation und Handeln in Organisationen. Eine Einführung. Stuttgart, Deutschland: Kohlhammer.


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