Interne Karriereentwicklung - Was können Sie persönlich für sich tun?

From Praeventa
Jump to navigation Jump to search

Was ist interne Karriereentwicklung?

Eine interne Karriereentwicklung ist dann gegeben, wenn Sie sich auf der Arbeit weiterentwickeln, indem Sie die gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten wahrnehmen. Das könnte zum Beispiel die Spezialisation in einem bestimmten Fachgebiet sein [1]. Indem Sie sich weiterentwickeln und Möglichkeiten zur internen Karriereentwicklung nutzen, erhöhen Sie Ihre Attraktivität für die Arbeitgebenden und sichern Ihre Beschäftigungsfähigkeit [2]. Es ist möglich, sich horizontal und vertikal weiterzuentwickeln:

  • Vertikale Entwicklung: Diese Entwicklung beinhaltet meist einen hierarchischen Aufstieg, das heißt, es werden mehr organisationale Managementaufgaben und Personalverantwortung übernommen.
  • Horizontale Entwicklung: Diese hingegen bedeutet oft eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet, in dem man sich weiterbildet.

Beide Entwicklungsmöglichkeiten beinhalten eine berufliche Veränderung, die in der Regel mit mehr oder weniger veränderten Aufgaben und einer Wissensaneignung einhergeht [3]. Eine vertikale Entwicklungsmöglichkeit für eine Pflegekraft wäre beispielsweise die Übernahme der Stationsleitung mit entsprechender Weiterbildung. Eine horizontale Entwicklung wäre zum Beispiel in Form einer Spezialisierung auf bestimmte Klassen von Erkrankungen (z.B. Krebs, Herzinsuffizienzen) möglich. Es gibt einige Strategien, die eigene Karriere zu fördern und im Blick zu behalten. Bevor diese Strategien vorgestellt werden, wird zunächst aufgezeigt, warum dieses Thema für die eigene Entwicklung und Zufriedenheit so wichtig ist.

Warum ist es wichtig auf interne Karriereentwicklung zu achten?

Die Arbeitswelt unterliegt einem stetigen Wandel und Megatrends wie die Globalisierung oder Digitalisierung beeinflussen sie ebenso wie der demografische Wandel [4]. Wir stehen vor der Herausforderung, uns in einer dynamischen Arbeitswelt zurecht zu finden und es wird wichtiger, die eigene Karriere anzupassen. Es gibt immer weniger normale Karrierewege, Ausbildungen tragen nicht mehr durch ein ganzes Berufsleben. Es kommt daher darauf an, sich andere Karrierewege offen zu halten [2]. Die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten und lebenslanges Lernen machen es leichter, mit den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt umzugehen [5]. Dass sich diese Anpassung lohnt, zeigen verschiedene Studien. Sie belegen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Erreichen persönlicher Ziele und dem Wohlbefinden besteht [6] und Karrierezufriedenheit sowie karrierebezogene Ziele für die Arbeitnehmenden mit einem höheren Gehalt, einer gesteigerten Lebenszufriedenheit und einem erhöhten Karriereerfolg zusammenhängen [7].
Möglichkeiten zur internen Karriereentwicklung zu nutzen bedeutet außerdem, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Diese sind sowohl für die Organisation, in der Sie arbeiten, als auch für Sie selber von großer Bedeutung. Sie weiter auszubauen und zu fördern trägt aktiv zu Ihrer Persönlichkeitsentwicklung bei, erweitert Ihren Handlungsspielraum und macht Sie für Ihren/Ihre Arbeitgeber/Arbeitgeberin umso attraktiver, da Ihre Fähigkeiten eine wichtige Ressource für ihn/sie sind [2].

Im Folgenden sind nochmal die zentralen Vorteile einer selbstbestimmten Karriereentwicklung zusammengefasst [3]:

  • Sie können kaum oder noch nie genutzte Fähigkeiten und Talente in Ihre Arbeit einbringen und/oder etwas Neues dazulernen
  • Sie investieren in Ihre eigene Entwicklung und schaffen sich neue Möglichkeiten für interessante neue Aufgaben und Arbeitsfelder
  • Sie erhalten abwechslungsreichere und spannendere Aufgaben und bekommen ggf. mehr Verantwortung übertragen
  • Sie sichern und erhöhen durch Weiterbildungen Ihre eigene Beschäftigungsfähigkeit
  • Sie bekommen ggf. mehr Verantwortung übertragen und können im Unternehmen aufsteigen
  • Sie können Ihre Persönlichkeit weiterentwickeln und Ihr Selbstbewusstsein erhöhen

Was können Sie für Ihre interne Karriereentwicklung machen?

Wo wollen Sie hin?

Arbeitsblatt: Situationsanalyse, © Präventa

Im ersten Schritt ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, wo Sie beruflich hin wollen, was Sie erreichen möchten und was für Sie erstrebenswert ist. Dafür ist es ratsam, sich persönlich berufliche Ziele zu setzen. Das kann beispielsweise, wie oben beschrieben, die Spezialisierung in einem bestimmten Fachgebiet sein, oder auch die Übernahme von Personalverantwortung, die z.B. durch die Rolle der Stationsleitung in einer Pflegeeinrichtung zustande kommt. Die Ziele dienen dazu, Ihnen eine neue Richtung und Struktur zu geben und etwas, worauf Sie hinarbeiten können. Sie erleichtern Ihnen darüber hinaus die Entscheidungsfindung in schwierigen Situationen und erhöhen die Motivation [8]. Nutzen Sie das Arbeitsblatt, um sich Gedanken über Ihre beruflichen Ziele zu machen und zu überlegen, was Ihnen an Karriereentwicklungsmöglichkeiten wichtig ist.

Was fehlt Ihnen dafür?

Jeder/Jede Mitarbeitende bringt bestimmte Fähigkeiten und Kompetenzen mit an den Arbeitsplatz, die ihn/sie befähigen, berufliche Situationen zu meistern. Eine berufliche Handlungskompetenz "umfasst alle Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissensbestände, die eine Person [...] bei der Bewältigung konkreter sowie vertrauter als auch neuartiger Arbeitsaufgaben handlungs- und reaktionsfähig machen und sich in der erfolgreichen Bewältigung konkreter Arbeitsanforderungen zeigen." [9]. Es wird zwischen vier zentralen Handlungskompetenzen unterschieden, welche Sie in der folgenden Abbildung 1 sehen [3,10]. Genauere Informationen zu den einzelnen Kompetenzen finden Sie daneben in Handout 1. Überlegen Sie im Anschluss doch einmal für Ihr berufliches Ziel: Welche konkreten Kenntnisse und Fähigkeiten sind in den vier Handlungsfähigkeitsbereichen für Ihr Ziel ausschlaggebend? Was können Sie schon gut und wo haben Sie noch Entwicklungspotential? Nutzen Sie hierfür das Arbeitsblatt ganz rechts.

Abbildung 1: Die vier Teilgebiete der Handlungskompetenz in Anlehnung an Kauffeld & Grote, 2019; Kauffeld, 2006
Handout 1: Die vier Handlungskompetenzen, © Präventa
Arbeitsblatt: Welche Kompetenzen brauche ich?, © Präventa

Beispiel: Wenn sich eine Pflegekraft im Bereich Radiologie spezialisieren möchte, dann sollte sie vor allem an ihren Fach- und Methodenfähigkeiten arbeiten. Sie sollte dann Fortbildungen besuchen und sich über die Geräte und Verfahren informieren. Wenn sie eine eigene Station leiten möchte, dann sollte sie sich vor allem auf ihre Sozialfähigkeiten konzentrieren. Denn zur Leitung einer Station gehört vor allem die Verantwortung für die anderen Pflegekräfte und viel Kommunikation mit diesen.

Wie kommen Sie an Ihr Ziel?

Je nachdem, welche Ziele Sie für Ihre Karriere anstreben, sind natürlich ganz andere Fähigkeiten wichtig. Natürlich sind in jedem Beruf alle vier Kompetenzbereiche gefragt, aber man kann einen Fokus setzen. Konzentrieren Sie sich dafür auf die Kompetenzen, die Sie für Ihr persönliches berufliches Ziel benötigen - bauen Sie die Kompetenzen aus, die Sie bereits haben und eignen Sie sich neue Kompetenzen an.

Neben Ihrer eigenen Motivation, Ihre Karriereziele zu erreichen, muss das gesetzte Ziel natürlich auch realistisch sein. Dazu gehört, dass die Umwelt, in der Sie Ihr Ziel realisieren wollen, gestaltbar sein sollte und dass Sie außerdem Gelegenheit und Zeit haben, an Ihrem Ziel zu arbeiten oder Unterstützung durch Ihr soziales Umfeld erfahren. Dann können Sie Zielfortschritte erreichen [8].

Erkundigen Sie sich zunächst über Maßnahmen in Ihrer Organisation, die Sie Ihrem beruflichen Ziel näher bringen, z.B. Fortbildungsprogramme, Weiterbildungen, Karrierecoaching, Mentoring oder Qualifizierungsmaßnahmen. Suchen Sie dazu auch das Gespräch mit Ihrer Führungskraft oder nutzen Sie regelmäßige Mitarbeiter- oder Entwicklungsgespräche dafür. Tipps dafür, wie Sie so ein Gespräch am besten angehen, finden Sie im Handout unten. Sofern es in Ihrer Organisation nicht die passenden Maßnahmen gibt, suchen Sie auch außerhalb nach geeigneten Möglichkeiten. Auch extern gibt es diverse Unterstützungsangebote, die Klarheit bringen, sowie vielfältige Weiterbildungsmaßnahmen für die verschiedensten Fachbereiche. Jüngere Entwicklungen ermöglichen auch ein Selbstcoaching mithilfe eines Buchs (für mehr Infos dazu siehe [11]).

Handout 2: Tipps für zielführende Gespräch, © Präventa

Quellen

[1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52, 405-415.
[2] Kauffeld, S., & Paulsen, H. (2018). Kompetenzmanagement in Unternehmen: Kompetenzen beschreiben, messen, entwickeln und nutzen. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
[3] Kauffeld, S. & Grote, S. (2019). Personalentwicklung. In S. Kauffeld (Hrsg.), Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor (S. 167-210). Berlin: Springer.
[4] Bundesministerium für Bildung und Foschung (Hrsg.) (2016). Zukunft der Arbeit. Innovationen für die Arbeit von morgen. Bonn: Publikation der Bundesregierung.
[5] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg (2019). Lebenslanges Lernen. Zugriff am 16.12.2019, von https://km-bw.de/,Lde/Startseite/Kultur_Weiterbildung/Lebenslanges_lernen
[6] Klug, H. J. P., & Maier, G. W. (2015). Linking goal progress and subjective well-being: A metaanalysis. Journal of Happiness Studies, 16, 37–65.
[7] Abele, A. E., & Spurk, D. (2009). The longitudinal impact of self-efficacy and career goals on objective and subjective career success. Journal of Vocational Behavior, 74, 53–62.
[8] Maier, G., Heckhausen, J. & Steinmann, B. (2018). Management persönlicher beruflicher Ziele. In S. Kauffeld, D. Spurk (Hrsg.), Handbuch Karriere und Laufbahnmanagement (S. 1-25). Berlin: Springer.
[9] Grote, S., Kauffeld, S., & Frieling, E. (Eds.). (2006). Kompetenzmanagement. Schäffer-Poeschel Verlag.
[10] Kauffeld, S. (2006). Kompetenzen messen, bewerten, entwickeln. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
[11] Kauffeld, S., Gessnitzer, S. & Bargmann, C. (in prep.). Das Selbstcoaching-Workbook zu Werten, Motiven und Kompetenzen. Mit VaMoS innere Konflikte aufdecken und im Selbstcoaching bearbeiten.


Bildquellen


© Präventa