Physische Gefahren - Was können Sie persönlich für sich tun?

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Was sind physische Gefahren?

Physische Gefahren auf der Arbeit liegen vor, wenn Mitarbeitende durch ihre Tätigkeit einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt sind [1]. Physische Gefahren können dabei von Maschinen, der Arbeitsumgebung oder auch Personen ausgehen, zum Beispiel durch:

  1. Mechanische Gefährdungen (z. B. ungeschützte bewegliche Teile, gefährliche Oberflächen, Transportmittel, Stolpern, Ausrutschen, Umknicken und Abstürze)
  2. Elektrische Gefährdungen (z. B. Stromschläge, Lichtbögen)
  3. Gefahrenstoffe (z. B. durch Einatmen oder Hautkontakt mit Gefahrenstoffen)
  4. Biologische Arbeitsstoffe (z. B. Infektionen, sensibilisierende Wirkung)
  5. Brand- und Explosionsgefahr (z. B. brennbare Flüssigkeiten, Feststoffe und Gase, explosionsfähige Atmosphäre, Explosivstoffe und Pyrotechnik)
  6. Gefahren durch Temperaturen (z. B. sehr heiße oder sehr kalte Oberflächen, Arbeiten in sehr großer Hitze oder im Kältebereich)
  7. Lärm und Schall (z. B. Vibration des ganzen Körpers oder einzelner Körperteile durch Schallwellen, Knallgeräusche) Lärm und Schall als Risikofaktor sind von Lärm als störendem Umgebungsfaktor zu unterscheiden.
  8. Gefahren durch die Arbeitsumgebung (z. B. Ersticken, unzureichende Fluchtwege)
  9. [2]

Wenn Sie durch Bedrohung und Konflikte an Ihrem Arbeitsplatz gefährdet sind, finden Sie hier Möglichkeiten und Maßnahmen, die Ihnen helfen können: Bedrohung - Was können Sie persönlich für sich tun?. Entstehen die Gefährdungen an ihrem Arbeitsplatz eher durch körperliche Belastungen, schauen Sie bitte hier: Körperliche Belastung - Was können Sie persönlich für sich tun?.

Warum ist es wichtig auf physische Gefahren zu achten?

Ein erhöhtes Verletzungsrisiko und Gefahren am Arbeitsplatz führen zu erhöhtem Stressempfinden und stellen damit eine Belastung für Mitarbeitende dar [3]. Des Weiteren sind Verletzungen einer der häufigsten Gründe für Fehlzeiten am Arbeitsplatz [4]. Ohne effektive Maßnahmen zu Ihrem Schutz steigt also das Risiko, dass Sie sich verletzen oder infolge des erhöhten Stressempfindens erkranken und längerfristig arbeitsunfähig sind. Wenn die Organisation, in der Sie arbeiten, jedoch ausreichend Möglichkeiten zum Schutz der Mitarbeitenden bietet und Mitarbeitende diese Möglichkeiten nutzen, gibt es weniger Arbeitsunfälle oder Verletzungen. Zusätzlich erhöhen sichere Arbeitsbedingungen die Arbeitszufriedenheit [5]. Organisationen sind deshalb nach §5 des Arbeitsschutzgesetzes dazu verpflichtet, die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden auf mögliche Gefährdungen zu überprüfen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen [6].

Was kann gegen physische Gefahren gemacht werden?

Physische Gefahren, die einem am Arbeitsplatz begegnen, können ganz unterschiedlich sein. Manchmal treten solche Situationen plötzlich auf: Die Sicherheitsvorrichtung einer Maschine ist kaputt oder das Hygienematerial, mit dem Sie sich selbst und einen Patienten schützen, ist nicht ausreichend vorhanden. Es gibt aber auch physische Gefahren, die durchgängig bestehen: Arbeit in großer Höhe oder mit Elektrizität, ein generelles Infektionsrisiko für sich und andere bei der Arbeit in der Pflege oder mit Lebensmitteln und andere Risiken, die durch die Arbeitsaufgaben an sich bestehen und nicht immer durch geeignete Maßnahmen vollständig vermieden werden können. Mitarbeitende können aber (1) generell etwas unternehmen, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen (zum Beispiel mit dem Dreisatz für Warnsignale bei plötzlichen physischen Gefahren oder die regelmäßige Teilnahme an Sicherheitsunterweisungen sowie die Verwendung und Überprüfung der Schutzausrüstung) und (2) zusammen mit ihrer Führungskraft für mehr Sicherheit sorgen (zum Beispiel durch das Melden bisher unbekannter Risiken und Gefahren oder durch Verbesserungsvorschläge). Welche Maßnahmen geeignet sind, richtet sich also auch nach der konkreten Arbeitsaufgabe, der Situation und den Möglichkeiten innerhalb der Organisation.

Was Sie generell tun können, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu vergrößern

Arbeitsblatt Risikofaktoren erkennen

Mitarbeitende können viel dazu beitragen, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen: Sein Sie aufmerksam für physische Gefahren. Melden Sie diese an Ihre Führungskraft. Nur so kann die Gefahr erkannt und eine Möglichkeit zum Schutz der Mitarbeitenden erarbeitet werden. Um zu schauen, welchen physischen Gefahren Sie am Arbeitsplatz begegnen, können Sie das Arbeitsblatt bearbeiten. Wenn Sie einer möglichen Gefahr am Arbeitsplatz begegnen (z. B. durch Defekte an Maschinen oder Sicherheitseinrichtungen), können Sie mit dem Dreisatz für Warnsignale eine Entscheidung darüber treffen, wie Sie sich verhalten können, ohne sich und andere zu gefährden.

Weiterarbeiten oder Unterstützung holen: der Dreisatz für Warnsignale

Der Dreisatz für Warnsignale, © Präventa

Treten physische Gefahren an Ihrem Arbeitsplatz häufiger auf? Verändert sich manchmal etwas ganz plötzlich und kann zur Gefahr für Sie und andere Mitarbeitende werden? Zum Beispiel eine defekte Sicherheitsvorrichtung, ein Mangel an Hygienematerial, fehlende oder unzureichende Schutzkleidung? Dann können Sie sich am Dreisatz für Warnsignale orientieren: Mithilfe eines Ampelsystems analysieren und bewerten Sie die Situation hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit und treffen dann eine Entscheidung darüber, ob Sie weiter arbeiten können oder die Arbeit unterbrechen sollten. Im Handout Dreisatz für Warnsignale erfahren Sie mehr zu Warnsignalen und der Anwendung des Dreisatzes für Warnsignale.

Wissen über Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen aktuell halten

Arbeitsblatt Sicherheitsunterweisungen

Wann haben Sie das letzte Mal an einer Sicherheitsunterweisung teilgenommen? Welche Sicherheitsunterweisungen und Fortbildungen brauchen Sie, um Ihre Arbeit sicher ausführen zu können? Mit dem Arbeitsblatt "Sicherheitsunterweisungen planen" verschaffen Sie sich einen Überblick, welche Sicherheitsunterweisungen und Fortbildungen Sie bisher besucht haben und wann Sie Ihr Wissen in dem Bereich auffrischen sollten. Vielleicht gab es ja Erneuerungen?

Die Schutzausrüstung überprüfen

Arbeitsblatt Schutzausrüstung prüfen

Sofern für Ihre Arbeit eine Schutzausrüstung notwendig ist: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Schutzausrüstung bewusst angelegt? Wann haben Sie diese Ausrüstung zum letzten Mal überprüft? Nehmen Sie sich dazu dieses Handout als Hilfestellung zur Hand.

Was können Sie zusammen mit Ihrer Führungskraft für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz tun?

Handout Gespräch mit Führungskraft vorbereiten
Führungskraft um ein Gespräch bitten, © Präventa

Organisationen sind gesetzlich dazu verpflichtet, regelmäßige Gefährdungsanalysen durchzuführen und geeignete Schutzmaßnahmen für die Mitarbeitenden einzuführen [6]. Manchmal gibt es aber auch physische Gefahren, die bisher nicht erkannt wurden oder eher von Mitarbeitenden gesehen werden, die diesen physischen Gefahren in ihrem Arbeitsalltag begegnen. Der erste Schritt, um gemeinsam mit Ihrer Führungskraft für mehr Sicherheit zu sorgen, ist daher ein Gespräch, in dem Sie den Risikofaktor und die möglichen Gefahren ansprechen. Mit dem Arbeitsblatt bereiten Sie ein solches Gespräch vor. Anschließend bitten Sie Ihre Führungskraft um ein Gespräch. Dazu können Sie das Handout zum Thema "Die Führungskraft um ein Gespräch bitten" verwenden.

Weiterführende Ideen und Impulse

In Gesprächen mit Mitarbeitenden, Führungskräften und Experten aus der Praxis wurden zusätzliche Ideen und Impulse gesammelt. Diese spiegeln somit persönliche Erfahrungen aus der Praxis wieder, die nicht per se wissenschaftlich gesichert sind. Gern können Sie diese Ideen und Impulse als zusätzliche Inspiration nutzen.

  • Sagen Sie "Nein", wenn Ihnen eine Arbeitsaufgabe als zu risikoreich erscheint. Sie können zur Einschätzung des Risikos den Dreisatz für Warnsignale anwenden.
  • Quellen

    [1] Schulte, E.-M., Wittner, B., & Kauffeld, S. (2021). Ressourcen und Anforderungen (ReA) in der Arbeitswelt: Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52, 405-415.

    [2] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2020). Gefährdungsbeurteilung: Handbuch Gefährdungsfaktoren. Abgerufen am 03.06.2020, von: https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefaehrdungsbeurteilung/Expertenwissen/Expertenwissen.html?view=pdfViewExt.

    [3] Nahrgang, J. D., Morgeson, F. P., & Hofmann, D. A. (2011). Safety at work: a meta- analytic investigation of the link between job demands, job resources, burnout, engagement, and safety outcomes. The Journal of applied psychology, 96(1), 71–94.

    [4] Meyer, M., Wehner, K., & Cichon, P. (2017). Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2016. In B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose, & M. Meyer (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2017: Krisen und Gesundheit – Ursachen, Prävention, Bewältigung (S. 281–484). Berlin, Heidelberg: Springer.

    [5] UK BG (o. D.). Sicher und gesund - bei allen Aufgaben. Informationen zum Handlungsfeld Sicherheit und Gesundheit. Abgerufen am 23.12.2019 von https://www.kommmitmensch.de/fileadmin/user_upload/pdf-dokumente/sicherheit_gesundheit/dguv_kmm_handlungsfelder_sicherheit_gesundheit_qr.pdf

    [6] Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz (2015). Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz - ArbSchG).§ 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen. Abgerufen am 03.06.2020, von http://www.gesetze-im-internet.de/arbschg/__5.html.

    [7] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. (2017). Volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsunfähigkeit 2015. Abgerufen an 03.06.2020, von https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitswelt-und-Arbeitsschutz-im-Wandel/Arbeitsweltberichterstattung/Kosten-der-AU/Kosten-der-Arbeitsunfaehigkeit_node.html.

    [8] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV). (Hrsg.). (2018). Sicherheit & Gesundheit. Dreisatz für Warnsignale. Berlin: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. . Verfügbar unter https://www.kommmitmensch.de/fileadmin/user_upload/pdf-dokumente/sicherheit_gesundheit/dguv_kmm_handlungsfelder_sicherheit_gesundheit_qr.pdf.


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